Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland stehen bereits in 11 Bundesländern Polizeipatrouillen mit Bodycams im Einsatz.
- In Mainz (DE) gehen Gewalttaten gegen Polizisten seit Einführung von Bodycams um knapp 50 Prozent zurück.
- In der Schweiz dagegen nehmen Gewalt und Drohungen gegen Polizisten zu.
Im Kampf gegen Gewalt setzt Deutschland auf Bodycams. In 11 von 16 Bundesländern stehen bereits Polizeipatrouillen mit Bodycams im Einsatz. In Bayern sollen 2019 dauerhaft Bodycams als Einsatzmittel angeschafft werden.
In Mainz, der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, werden Bodycams seit 2014 auf Polizeipatrouillen eingesetzt. Polizisten, wie auch Polizeiverbände stehen dem Einsatz hier positiv gegenüber. Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizisten ist in Mainz, seit der Einführung der Bodycams im öffentlichen Raum, um knapp 50 Prozent gesunken. Das haben die Behörden festgestellt.
Für Stefan Mehl, Polizeibeamter in Mainz, dient die Bodycam der Eigensicherung: «Wir tragen die Bodycam aus präventiven Zwecken. Wir haben sie immer dabei. In gefährlichen oder heiklen Situationen schalten wir sie auch ein, um beim Gegenüber eine Verhaltensänderung zu bewirken.» Bodycams seien ein nützliches Einsatzmittel, erklärt weiter Mehl.
Beweissicherung und Gewaltabwehr
Neben der Abwehr von Angriffen dient die Bodycam in Mainz auch der beweiskräftigen Dokumentation von Straftaten aller Beteiligten. Auch von allfälligen Übergriffen durch die Polizei.
Steffen Kroll, Polizeikommissar in Mainz: « Auch wenn der Beamte sich nicht richtig verhält oder gar strafbare Handlungen zum Nachteil des Bürgers begeht, auch dann werden die Videos gespeichert. Also wenn ich feststellen würde, dass ein Beamter ein Fehlverhalten an den Tag gelegt haben könnte, müsste ich halt auch ein entsprechendes Verfahren gegen den Beamten einleiten.»
Diskussionen in der Schweiz
Die Bodycam-Frage beschäftigt heute auch die Schweiz. Immer häufiger sind Polizistinnen und Polizisten Zielscheibe von Gewalt. Über 3100 Straftaten wegen Gewalt oder Drohung gegen Beamte wurden 2017 registriert – Tendenz steigend.
Diesen Sommer behinderte in Zürich ein Mob von 300 teils vermummten Personen Rettungssanitäter am Zürcher Seebecken. Sie griffen die Einsatzkräfte mit Flaschen und Steinen an. Die Gewalteskalation hat bei der Zürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart ein Umdenken bewirkt. Noch im Wahlkampf sprach sie sich gegen Bodycams aus. Jetzt befürwortet auch die grüne Politikerin deren Einführung.
«Deeskalierende Wirkung»
Auch der Stadtzürcher Polizeibeamtenverband ist überzeugt, dass die Bodycam ein hilfreiches Einsatzmittel ist. «Nur schon das Androhen der Aufnahme kann beim Gegenüber eine deeskalierende Wirkung erzeugen und damit Gewalt gegen die Polizisten verhindern», sagt Verbandspräsident Werner Karlen zur «Rundschau». Und wenn es dennoch zu Gewalt gegenüber dem Polizisten komme, helfe die Bodycam zumindest als Beweismittel bei der Strafverfolgung.
Franziska Greuter, Stadt- und Jugendpolizistin in Winterthur, stimmt dem zu. «Der Respekt vor Polizisten, den man früher noch hatte, hat abgenommen. Die Hemmschwelle ist eher tiefer Polizisten, zu beleidigen oder anzugreifen.» Sie begrüsst persönlich Bodycams als Einsatzmittel: «Man kann sich so selber schützen gegen das Gegenüber. Klar muss man sich dann bewusst sein, dass man selber auch aufgezeichnet wird.»
Polizeiverband dagegen
Der Polizei-Dachverband hingegen lehnt Bodycams ab. Aus Sicht des Generalsekretärs Max Hofmann fehlt es bei bisherigen Pilotversuchen im In- und Ausland an ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Und: bei einem Verfahren seien Bodycams nicht aussagekräftig genug.
Hofmann erklärt weiter: «Ich glaube, die Aussagekraft des Polizisten, der einen Fall beschreiben kann, der auch persönliche Ängste ins Spiel bringen kann, was da passiert ist, muss mehr Gewicht haben. Bodycams können dies nicht.»