Nach der Präsidentenwahl in Nigeria liegt der muslimische Oppositionskandidat Muhammadu Buhari bei der Stimmenauszählung in Führung.
Der frühere Militärdiktator gewann ersten Ergebnissen zufolge bei der Wahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land rund zwei Millionen Stimmen mehr als der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan.
Buhari sicherte sich 8,5 Millionen Stimmen und gewann zehn der 36 Bundesstaaten des ölreichen Landes, Jonathan hingegen kam nur auf acht Bundesstaaten und 6,5 Millionen Stimmen, wie die staatliche Wahlkommission mitteilte. Buhari gewann demnach zehn der ausgezählten Bundesstaaten, Jonathan nur sechs, wie die staatliche Wahlkommission mitteilte.
Vor allem im wichtigen nördlichen Bundesstaat Kano erzielte Buhari eine deutliche Mehrheit. Sein Triumph im muslimisch geprägten Bundesstaat war erwartet worden.
Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet
Kano leidet besonders stark unter den Angriffen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram. Kritiker von Jonathan hatten dem Präsidenten immer wieder vorgeworfen, den Aufstand der Gruppierung nicht in den Griff zu bekommen.
Beobachter rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Sollte der 72 Jahre alte frühere Militärdiktator Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie im Jahr 1999.
Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag zur Abstimmung aufgerufen. Die Wahl verlief nach Ansicht von Beobachtern im Grossen und Ganzen ordnungsgemäss, es wurde jedoch vor möglichen Manipulationen bei der Auszählung gewarnt. Der Gewinner muss neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der Bundesstaaten gewinnen.
Nigeria - die wichtigsten Informationen
Menschen | Mehr als 170 Millionen Einwohner, rund 250 ethnische Gruppen: Der Süden ist mehrheitlich christlich, der Norden mehrheitlich muslimisch. Daneben gibt es verschiedene Naturreligionen. |
Sprache | Englisch ist die offizielle Hauptsprache. Es werden mehr als 500 lokale Sprachen und Dialekte gesprochen. Die verbreitetsten Sprachgruppen sind Yoruba, Hausa und Igbo. |
Wirtschaft | Nigeria ist Afrikas grösste Wirtschaft. Erdöl ist die Haupteinnahmequelle des Landes und trägt zu rund 80 Prozent des Staatsbudgets bei. Korruption ist weit verbreitet: Deswegen leben geschätzte 70 Prozent der Bevölkerung von weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Das Land ist beliebt für ausländische Investitionen. |
Geschichte | Nigeria erlangte 1960 seine Unabhängigkeit von Grossbritannien. 1967 versuchte sich der ölreiche Osten des Landes in einem 30-monatigen Bürgerkrieg vom Rest des Landes abzuspalten; der Krieg forderte rund eine Million Menschenleben. Der Friede und ein Ölboom brachte in den 70ern Milliarden ein, doch die Korruption hat den Wohlstand und die Entwicklung untergraben. Nach Jahrzehnten voller Putsche, Coups und Militärdiktaturen wurde Nigeria 1999 eine Demokratie – aufgebaut als föderale Republik nach US-Vorbild. |