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In Russland verhaftet US-Investor bekommt Gesetz des Stärkeren zu spüren

Michael Calvey wird Betrug vorgeworfen. Wohl eher kam er aber einfach jemandem in die Quere, der Beziehungen nach ganz oben hat.

Der US-Amerikaner Michael Calvey ist einer der wichtigsten ausländischen Investoren in Russland und seit 1994 im Land tätig. Sein Investmentfonds hat in all dieser Zeit viel Geld verdient. Aber auch mitgeholfen, viele Firmen gross zu machen. So hat er etwa in Bioläden investiert, in eine Pizza-Kette und in Internetfirmen.

Nun sitzt Calvey – den Wirtschaftsleute in Moskau als erfolgreich und integer beschreiben – in Untersuchungshaft. Angeblich wegen Betrugs. Doch die Vorwürfe gegen ihn tönen absurd.

Konflikt mit russischem Geschäftsmann

Ein Investment ist Calvey zum Verhängnis geworden. Andrej Mowtschan, einer der bekanntesten liberalen Ökonomen Russlands, erklärt: «Wir wissen es nicht genau. Aber man kann vermuten, dass Calvey festgenommen wurde, weil er einen Konflikt hat mit einem russischen Geschäftsmann.»

In dem Streit geht es um eine Moskauer Inkasso-Firma. Calvey und der russische Unternehmer Artem Avetisjan sind sich nicht einig, wie viel das Unternehmen wert ist. Ein typischer Fall für ein Schiedsgericht. Doch Avetisjan liess offenbar seine Beziehungen spielen. Er hat beste Kontakte in den Kreml und zum Geheimdienst.

Die Vorwürfe sind haltlos. Es geht darum, Calvey unter Druck zu setzen.
Autor: Andrej Mowtschan Russischer Ökonom

Prompt fuhr der Staat für ihn schweres Geschütz auf: Michael Calvey und mehrere seiner Manager wurden in Haft gesetzt. Ihnen wird schwerer Betrug vorgeworfen. Ökonom Mowtschan ist sicher: «Die Vorwürfe sind haltlos. Es geht darum, Calvey unter Druck zu setzen.»

Staatsführung interveniert nicht

Die Festnahme hat in Wirtschaftskreisen einen Schock ausgelöst. Sergej Suverov, Analytiker bei einem bekannten Finanzdienstleister, sagt: «Der Fall ist zweifellos ein Schlag für das Investitionsklima in Russland. Zumal Michael Calvey einer der wenigen Ausländer ist, die noch Geld in die russische Wirtschaft investieren. Sein Fonds hat mehr als 3.7 Milliarden Dollar ins Land gebracht.» Calveys Leistungsausweis ist trotzdem wenig wert, denn er kam jemandem in die Quere, der Verbindungen nach ganz oben hat.

Die Staatsführung scheint diese Willkür nicht ernsthaft unterbinden zu wollen. Es mutet zynisch an: Kurz nach der Festnahme von Calvey ordnete Präsident Putin gar die Einrichtung einer Beschwerdestelle ein, wo sich Unternehmer beklagen können, wenn sie von staatlichen Stellen unfair behandelt werden. Einrichten soll dieses Sorgentelefon eine Nichtregierungsorganisation, bei der Artem Avetisjan eine führende Rolle spielt. Also der Mann, der mutmasslich dafür verantwortlich ist, dass Calvey hinter Gittern sitzt.

Man muss seine Partner sehr gut auswählen, weil man sonst Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen.
Autor: Sergej Suverov Investment-Experte

Investment-Experte Suverov befürchtet angesichts solcher Zustände wachsendes Misstrauen bei internationalen Investoren. «Ausländer, die in Russland investieren möchten, werden in Zukunft vorsichtig sein. Man muss seine Partner sehr gut auswählen, weil man sonst Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen.»

Wie die Justiz im Fall Calvey entscheiden wird, ist ungewiss. Gewiss ist aber: Mit einem Rechtsstaat haben diese Vorgänge nichts zu tun. In Russlands Geschäftswelt herrscht das Gesetz des Stärkeren – und wer sich mit dem Falschen anlegt, der muss mit allem rechnen.

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