Österreichs neuer Bundespräsident heisst Alexander van der Bellen. Der von den Grünen unterstützte 72-Jährige setzte sich mit 50,3 Prozent hauchdünn gegen den Rechtspopulisten Norbert Hofer (FPÖ) durch. Das teilte Innenminister Wolfgang Sobotka in Wien nach Auszählung der Briefwahlstimmen mit. Van der Bellen steht nun für die nächsten sechs Jahre an der Spitze der Alpenrepublik.
Ich finde, man kann den Gleichstand auch so sehen, wir sind eben gleich. Es sind zwei Hälften, die Österreich ausmachen.
Van der Bellen umriss in seiner ersten Rede nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses sein Programm: «Ich werde Österreich nach aussen und gegenüber Europa, gegenüber der Welt, bestmöglich vertreten und nach innen versuchen, das Verbindende, das Verbindliche, Kooperative in den Vordergrund zu stellen.» Sein Augenmerk wolle er nicht auf die «Polarisierung», sondern auf die «Politisierung» richten.
FPÖ-Kandidat Hofer hatte bereits vor der Verkündung des offiziellen Ergebnisses seine Niederlage eingeräumt. «Natürlich bin ich heute traurig. Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst», schrieb der 45-Jährige auf Facebook. Seine Partei kündigte an, am Dienstag über eine eventuelle Anfechtung der Wahl zu beraten.
31'026 Stimmen Unterschied
Nach Berücksichtigung der Urnenstimmen lag am Sonntag Hofer noch vorne – die rund 740'000 Stimmen der Briefwähler wurden allerdings erst heute Montag ausgezählt. Zwischen beiden Kandidaten lag am Schluss eine minimale Differenz von nur 31'026 Stimmen – bei rund 4,6 Millionen abgegebenen Stimmen.
Van der Bellen holte vor allem in den Städten viele Stimmen. In Wien als einem der wichtigsten Bundesländer kam er auf fast 70 Prozent. Auch in allen anderen Landeshauptstädten fand der Wirtschaftsprofessor teils deutlich mehr Zuspruch als der FPÖ-Kandidat. Hofer dagegen punktete vor allem im ländlichen Raum. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,7 Prozent wie Innenminister Sobotka mitteilte.
Erstmals waren in der Stichwahl keine Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP vertreten. Unter anderem wegen des Debakels in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen war Bundeskanzler Werner Faymann zurückgetreten.
Gratulationen aus Europa
Die denkbar knappe Wahl von Van der Bellen ist international überwiegend positiv bewertet worden. Frankreichs Präsident François Hollande beglückwünschte Van der Bellen und äusserte sich erfreut, mit ihm zusammenzuarbeiten. Premierminister Manuel Valls twitterte: «Erleichterung zu sehen, dass die Österreicher Populismus und Extremismus ablehnen.»
Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck schrieb in seinen Glückwünschen an den Van der Bellen: «Ich freue mich, dass Sie sich als überzeugter Europäer auch im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe für eine starke, verlässliche und langfristig auch vertiefte Europäische Union einsetzen wollen.»
Der Co-Vorsitzende der deutschen Grünen, Cem Özdemir, erklärte: «Wir freuen uns, dass unser Nachbarland mit ihm (Van der Bellen) ein Staatsoberhaupt bekommt, das für ein offenes und pro-europäisches Österreich steht.»