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International Janukowitsch wirft dem Westen Wortbruch vor

Der ukrainische Ex-Präsident hat sich erstmals seit seiner Absetzung an die Öffentlichkeit gewandt. Dabei kritisierte Janukowitsch den Westen scharf und entschuldigte sich bei den Opfern. Die Verantwortung für die Toten lehnt er aber weiter strikt ab. Alle seine Hoffnungen ruhen nun auf Moskau.

In einer Ansprache vor Medienvertretern in Rostow (Russland) erklärte der abgesetzte Präsident: «Ich habe vor, den Kampf um die Zukunft der Ukraine aufzunehmen.» Er wolle gegen die Kräfte vorgehen, welche in der Ukraine Angst und Terror verbreitet hätten.

Ein aussichtslose Unterfangen, meint Christoph Wanner, SRF-Korrespondent in Moskau. «Janukowitsch ist politisch komplett erledigt. Ein Comeback wird es für ihn nicht geben.»

Flucht mit riesiger Wagenkolonne

Der Ex-Präsident sah das auf der heutigen Pressekonferenz, erwartungsgemäss anders. Er sei nicht ordnungsgemäss abgesetzt worden, sondern habe unter Todesgefahr das Land verlassen müssen.

«Ich denke, er blendet da wichtige Momente aus», sagt SRF-Korrespondent Peter Gysling in Simferopol. Denn seiner Kenntnis nach, sei Janukowitsch organisiert geflohen, mit einer riesigen Wagenkolonne und Transportern. Zuvor habe man wichtige Dokumente verbrannt und versucht zu vernichten – was aber nur teilweise gelungen sei.

Scham, aber keine Schuld

Auf die Frage eines Journalisten, ob er sich für die Ereignisse in der Ukraine schäme meinte Janukowitsch: «Ja, ich schäme mich und ich möchte mich vor den Veteranen und dem ukrainischen Volk entschuldigen, das ich nicht genügend Kraft hatte, die Stabilität im Land zu wahren.»

Peter Gysling

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Porträt von Peter Gysling.

Peter Gysling arbeitet seit 1980 als Journalist für SRF. Während des Mauerfalls war er Korrespondent in Deutschland. Von 1990 bis 2004 und erneut seit 2008 ist er Korrespondent in Moskau.

Zugleich wies er die Verantwortung für die Eskalation der Gewalt auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew zurück. Die Schuld dafür liege bei der Protestbewegung.

«Das stimmt nicht», weiss Peter Gysling. Denn in Janukowitschs Villa wurden Dokumente gefunden, die beweisen, dass er sehr wohl bei der Schiesserei auf dem Maidan seine Hände im Spiel hatte.

Und auch Janukowitschs Aussage, er habe kein Geld ins Ausland geschafft, hält der SRF-Korrespondent für unglaubwürdig. «Für die meisten Menschen im Land ist inzwischen offensichtlich geworden, wie unverschämt er sich aus der Staatskasse in der Vergangenheit bediente.»

»In der Ukraine war eine absolut korrupte Kaste am Werk – mit Janukowitsch an der Spitze», so Gysling. Das Wissen über das Ausmass der persönlichen Bereicherung habe inzwischen dazu geführt, dass sich auch sehr viele Anhänger aus der eigenen Partei ihm abgewandt hätten.

Ex-Präsident nimmt Putin in die Pflicht

Zugleich betonte Janukowitsch vor den Medien, dass er Russland nicht um militärische Hilfe bitten werde. Dennoch könne das Nachbarland nicht einfach zuschauen. «Russland sollte alle Möglichkeiten nutzen, um Chaos und Terror zu unterbinden, die es heute gibt in der Ukraine», betonte er.

Wladimir Putin müsse seine bisherige Zurückhaltung aufgeben, sagte Janukowitsch. Er habe nach seiner Flucht bereits mit dem Kremlchef telefoniert, diesen aber noch nicht getroffen.

«Putin erachtet Janukowitsch als einen Schwächling und einen Verlierer», sagt SRF-Korrespondent Christoph Wanner dazu in Moskau. Der Kremlchef sei ein vorsichtiger Mann, der sich momentan nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen wolle. «Natürlich würde Putin gern die Krim zurückhaben und wieder in die russische Föderation eingliedern.» Allerdings werde er das so nach aussen nie kommunizieren, so Wanner.

Janukowitsch macht Westen verantwortlich

Zur aktuellen ukrainischen Regierung meinte Janukowitsch: «Ich halte die oberste Rada (ukrainisches Parlament) für nicht legitim.» Die Macht in der Ukraine sei von nationalistischen und pro-faschistischen Kräften an sich gerissen worden. Der Westen habe der Opposition auf dem Maidan nachgegeben, meinte Janukowitsch.

Er habe auf den Anstand der westlichen Vermittler vertraut, als er das Abkommen mit der Opposition unterschrieben habe. Nun seien «Gesetzlosigkeit, Terror, Anarchie und Chaos» die Folge. Die Politik des Westens sei «unverantwortlich».

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