International - Nach dem Terror in Frankreich: Jetzt kommen die Fragen
Am Tag nach der blutigen Terrorwelle herrschen in Paris Trauer und Schock. Die Bevölkerung wird einige Zeit brauchen, nach dem Attentat auf «Charlie Hebdo» und den Geiselnahmen zu einem normalen Alltag zurückzukehren. Bald werden sich Politiker aber offenen Fragen stellen müssen.
Hinterher ist fast immer offensichtlich,was zuvor niemand wirklich vorhergesehen hat. Frankreichs Premier Manuel Valls sagte am Freitagabend, nach der Terrorwelle, es werde ein Vorher und ein Nachher geben. Die Geheimdienste hätten eindeutig Fehler gemacht.
Immerhin hatten sie noch am Tag des Attentats auf «Charlie Hebdo» gemeldet, die Brüder Kouachi – die mutmasslichen Attentäter – seien ihnen bekannt. Einer, Chérif, hatte sogar wegen seiner Mitgliedschaft in einer Dschihadisten-Gruppe im Gefängnis gesessen. Die Brüder waren auf sogenannten No-Fly–Listen der USA – hätten also nie dorthin fliegen dürfen.
Daten zu sammeln, ist nicht sehr schwierig
Ihre Namen standen in einem Register von als hochgefährlich geltenden Personen, denen man Terroraktivitäten zutraut. Aber mit ihnen standen über eine Million weiterer Namen auf der gleichen Liste.
Und hier liegt das Problem: Daten zu sammeln, ist nicht sehr schwierig. Sie zu einem zuverlässigen Bild zusammenzusetzen, dafür umso mehr. Es ist aber auch aus rechtsstaatlichen und finanziellen Gründen nicht möglich, Verdächtige, die sich jahrelang still verhalten, konstant zu überwachen.
Dennoch meint nicht nur SRF-Korrespondent Urs Wiedmer, dass hier ein Versagen des Geheimdienstes vorliegt. «Denn es kann ja nicht sein, dass einer der Attentäter in den Jemen geflogen ist und sich dort hat ausbilden lassen. Und es kann auch nicht sein, dass die Beiden auf einer Liste waren und die Franzosen nicht wussten, dass sie nicht in die USA fliegen durfte.»
Seit dem 11. September, den Anschlägen auf das World Trade Center, kennt man das Problem. Frankreichs Premier Manuel Valls ist nicht der erste, der es zu lösen versucht.
Die Antworten werden nicht beruhigend sein
Vielleicht werden die kommenden Wochen wenigstens eine Antwort auf die Frage liefern, ob die Terroristen in Frankreich aus dem Jemen gesteuert wurden oder Einzeltäter sind.
So oder so, die Antwort wird nicht beruhigend sein. Die grossen Terrornetzwerke können für Nachschub sorgen. Und selbst wenn sie mit den aktuellen Taten nichts zu tun hätten, würde es Frankreich an radikal Denkenden, die plötzlich zur Tat schreiten, nicht fehlen.
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