Der Chef der Betreiberfirma der im April gesunkenen Fähre «Sewol» muss zehn Jahre ins Gefängnis. Dies hat ein südkoreanisches Gericht entschieden. Die Richter sprachen Kim Han Sik der fahrlässigen Tötung und Untreue schuldig.
Nach Auffassung der Richter hatte der 71-jährige Chef des Fährbetreibers Chonghaejin Marine zugelassen, dass die Fähre routinemässig überladen wurde. Zudem habe er illegalen Umbauten zugestimmt, um die Kapazität des Schiffes zu erhöhen.
Behördenversagen, Geldgier und Korruption
Nach einem Anfang Juli veröffentlichten Bericht trugen neben der Inkompetenz der Besatzung auch Behördenversagen, Korruption sowie Geldgier der Reederei zu der Katastrophe bei. Fährbetreiber-Chef Kim hatte eine Verantwortung stets zurückgewiesen und Reedereichef Yoo Byung Eun die Schuld gegeben.
Der 73-jährige Patriarch der Eigner-Familie war nach dem Unglück verschwunden. Im Juni wurde dann seine bereits stark verweste Leiche gefunden. Die Todesursache konnte nicht mehr ermittelt werden.
Ganze Familie angeklagt
Yoos ältester Sohn wurde Anfang des Monats wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt, ein Urteil gegen dessen Mutter steht noch aus. Die Eigner-Familie soll Geld aus dem Unternehmen abgezogen haben, das dann für Sicherheitsmassnahmen fehlte.
Neben dem Chef des Fährunternehmens wurden neun weitere Angeklagte zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt, ein weiterer wurde freigesprochen.
Kapitän muss 36 Jahre hinter Gitter
Vor gut einer Woche waren bereits der Kapitän Lee Jun Seok und drei weitere führende Besatzungsmitglieder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der 69-jährige Lee muss für 36 Jahre in Haft - zum Entsetzen der Hinterbliebenen wurde er aber vom Vorwurf des vorsätzlichen Totschlags freigesprochen und nur wegen grober Fahrlässigkeit und Verletzung seiner Dienstpflichten verurteilt.