Vor einem Jahr wurde Moslembruder Mohammed Mursi als Präsident Ägyptens eingesetzt. Jetzt ist er schon wieder weg. Nach einer langen Unterredung hat Armeechef Abdel Fattah Al-Sisi dessen Absetzung in einer Fernsehansprache verkündet. «Die Armee will nicht an der Macht bleiben», versicherte der Armeechef Abdel Fattah Al-Sisi sogleich.
Er hat deshalb den Präsidenten des Verfassungsgerichts als Interims-Präsidenten eingesetzt – Adli Mansur. «Neuwahlen könnten in sechs Monaten oder in einem Jahr stattfinden», sagte Reinhard Schulze in der Sendung «10vor10».
Ganz einfach dürfte es nicht werden, jemanden zu finden, der allen Lagern passt. Einer der bekannten Oppositionellen ist etwa Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei. Er war auch bei der Unterredung mit dem Militär zur Absetzung Mursis dabei. Mursis Amtsenthebung entspreche den Forderungen des Volkes nach Neuwahlen, sagte El Baradei im Anschluss.
Doch ihm rechnet SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann im «Echo der Zeit» kaum Chancen zu. «Er ist eher unbeliebt in der breiten Bevölkerung.» Und nicht nur er. Auch andere bekannte Namen wie Amre Moussa oder Hamdien Sabahi oder der unter Mubarak amtierende Premier Ahmed Shafik werden kaum Chancen haben.
Neue Köpfe sind gefragt
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Viele seien Trittbrettfahrer. «Shafik versuchte auf die Protestbewegung aufzuspringen und sie zu entführen – um sich so als Kopf der Bewegung zu positionieren», sagte Nirvana Shawky zu SRF News Online. Sie ist ein fester Teil in der Protestbewegung und ein hohes Mitglied einer liberalen Partei. Shafik habe zwar grossen Rückhalt in der Bevölkerung, aber dieser sei nicht gross genug.
Und dies ist momentan das grösste Problem. Die Protestbewegung «Tamarud» hat zwar über 20 Millionen Anhänger. Eine fragmentierte Bewegung. Sie hatten lediglich gemeinsam, Mursi zu Fall zu bringen. «Es gibt zurzeit niemanden, der die Revolution vereint», sagte die Ägyptern.
Reinhard Schulze bestätigte diese Beobachtung: «Ich glaube keiner der alten Garde wird Mursi beerben.» Er sieht der politischen Zukunft Ägyptens aber nicht nur negativ entgegen. Die Parteien der Opposition hätten nun innerhalb der sechs Monate Zeit, sich neu zu organisieren. «Es werden sich neue politische Kräfte zeigen. Es gab immer wieder Überraschungskandidaten. Es werden sich nun sicherlich in der Opposition neue Kräfte zu Worte melden. So wird eine jüngere Generation von neuen Politikern entstehen.»