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Iranischer Raketenangriff Am Krieg (noch) vorbeigeschrammt

Die «Breaking News» kommen für viele Amerikanerinnen und Amerikaner während des Abendessens: Iranischer Angriff auf US-Stützpunkte im Irak! Handy-Videos zeigen eindrückliche Explosionen. Alles scheint möglich. «Gibt es Krieg?» fragen mich besorgte Kollegen in Textnachrichten. Es ist noch zu früh für eine Antwort.

Das Bangen dauert etwa zwei Stunden. Dann wird klar: Offenbar keine US-Opfer. Das verändert alles. Allgemeines Durchatmen. Sofort spekulieren Experten und Politiker beider Lager, dass die iranischen Raketen ihr Ziel absichtlich verfehlt haben könnten. Ein symbolischer Angriff, ein hoch riskanter «Schuss vor den Bug»?

Trump könnte das gelegen kommen. Er hatte im Vorfeld eine klare rote Linie gezogen. Wenn Amerikaner getötet werden, wird brutal zurückgeschlagen. Das muss er jetzt nicht unbedingt, auch wenn seine Reaktion am Abend noch offenbleibt. Klar ist: Trump hätte in den USA nur wenig Unterstützung für eine kriegerische Eskalation.

Der konservative TV-Sender Fox News, dem Präsidenten wohlgesonnen, erinnert Trump noch am Abend an sein Wahlversprechen, die USA aus den Endlos-Kriegen in Nahost abzuziehen. Auf dem gleichen Sender meint ein Armee-Experte, ein Krieg mit dem Iran würde Trumps Präsidentschaft zerstören. Ohne die Unterstützung von Fox News stünde Trump bald alleine da.

Bleibt es vonseiten des Irans und seiner Verbündeten in den nächsten Tagen ruhig, könnte Trump sich zumindest kurzfristig als Gewinner darstellen. Er hätte dem Iran einen schweren Schlag versetzt, ohne einen verheerenden Gegenschlag in Kauf nehmen zu müssen. Doch lässt es der Iran wirklich bei dieser einen Aktion bewenden? Geben sich Hisbollah und Co. mit einem Angriff zufrieden, bei dem es keine US-Opfer gibt? Wie reagiert Trump, wenn doch noch Amerikaner getötet werden?

Am späten Abend scheint klar: Der iranische Angriff führt vorerst nicht zum Krieg, hat möglicherweise gar ein Fenster zur Deeskalation geöffnet. Doch die Lage bleibt explosiv. Eine Lösung des Atomkonflikts und der Krise im Irak ist nicht in Sicht. Amerika spürte in der Nacht auf Mittwoch für ein paar Stunden die Angst vor einem neuen Krieg in Nahost – das dürfte vielen gereicht haben.

Thomas von Grünigen

USA-Korrespondent, SRF

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Thomas von Grünigen ist seit Januar 2015 SRF-Korrespondent in New York. Zuvor arbeitete er in der «Rundschau»-Redaktion von SRF. Seine ersten Schritte im Journalismus machte er beim US-Sender ABC News und beim Lokalsender TeleBärn. Er hat an den Universitäten Freiburg und Bern sowie an der American University in Washington DC Medienwissenschaft, Journalistik und Anglistik studiert.

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