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International Jetzt oder nie: Parteichefs gehen nach Schottland

Gleich alle drei Chefs der grossen britischen Parteien habe sich für Mittwoch in Schottland angemeldet. In letzter Minute wollen Cameron, Clegg und Miliband die nördlichen Nachbarn von der gemeinsamen Zukunft in der Union überzeugen.

 Cameron, Clegg und Miliband.
Legende: Auf einer sehr späten Werbetour für die Union sind Cameron, Clegg und Miliband am Mittwoch bei den Schotten. Reuters/Archiv

Die Schotten in letzter Minute vor einer Abspaltung abhalten. Das ist die Mission von Cameron, Clegg und Miliband, wenn sie am Mittwoch gegen Norden fahren. Ob dies den Abkömmlingen englischer Eliteschulen bei den eher hemdsärmligen Schotten gelingt, steht auf einem anderen Blatt.

Die Parteispitzen werden die Union, die geteilte Geschichte und eine glänzende gemeinsame Zukunft beschwören, aber wohl unterschlagen, dass sie auch ganz handfeste machtpolitische Gründe für ihren Einsatz haben.

Denn Schottland wählt links. Seit Jahrzehnten. Bei der letzten britischen Wahl fürs Londoner Parlament vor vier Jahren holten die beiden sozialdemokratischen Parteien SNP und Labour zusammen 47 der 59 Unterhaus-Mandate. Und schon oft machte die grosse linke Mehrheit in Schottland den Unterschied aus, wenn es darum ging, regieren zu können. Labour braucht diese Sitze, wenn die Partei die Macht in London je wieder zurückgewinnen will.

Ohne Schotten geht es nicht

Phil Wilson, Labour-Abgeordneter aus dem nordenglischen Sedgefield, gibt dies am Rande einer Debatte über die schottische Unabhängigkeit unumwunden zu. Wenn die Schotten in London nicht mehr mitstimmten, würden die Konservativen durchregieren. Und dies sei für Nordengland, wo Labour auch dominiert, äusserst beunruhigend.

Den britischen Konservativen andererseits könnte daher machtpolitisch die schottische Unabhängigkeit völlig egal sein, sie sind in Schottland ein Nonvaleur. Bei der letzten Wahl holten sie dort gerade mal einen Sitz. Ohne Schottland könnten die Konservativen Rest-Britannien für Jahre dominieren:

Die Argumente

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Schottland steht vor einem historischen Entscheid: Am 18. September könnte das Land unabhängig werden. Ein Überblick über die Argumente der beiden Lager.

Nachahmer nicht auszuschliessen

Aus einer rein parteipolitischen Optik sei dieser Gedanke sicher verführend, meint John Stevenson, Abgeordneter aus dem englischen Carlisle ganz staatsmännisch. Aber in der Politik gehe es nicht bloss um die nächsten paar Jahre, sondern um Jahrzehnte, und in dieser Perspektive sei ein Zusammenbleiben für Schottland wie auch für England besser.

Denn die Konservativen ahnen, was nach einem Ja zur schottischen Unabhängigkeit passieren wird: Bei einer schottischen Unabhängigkeit, so Georgina Hill, Stadträtin in der nordenglischen Grenzstadt Berwick, würden Nordirland, Wales, vielleicht gar Nordengland wenn nicht die Unabhängigkeit, so doch mehr Einfluss oder gar eine umfassende Selbstverwaltung fordern – und damit das Vereinigte Königreich weiter gefährden.

Oder doch eine Chance?

David Buckle, einst für Labour in der Stadtregierung von Birmingham, pflichtet dem bei. Aber er sieht darin keine Gefahr, sondern eine Chance. Den Londoner Zentralismus und die willkürlich und politische Geldverteilung habe er zur Genüge erlebt. Heute lebt der bald 80jährige auch am Grenzfluss Tweed, in Cornhill, sitzt dort noch im Gemeinderat und sieht gelassen nach Schottland hinüber.

Unterdessen begrüsse er eine schottische Unabhängigkeit, sagt Buckle. Denn die Folge wäre auch für England positiv. Der Druck, auch den verschiedenen, englischen Regionen Selbstverwaltung zu gewähren, stiege. Und dadurch würden diese Regionen in der Folge auch ökonomisch unabhängiger von London und von Südengland.

Audio
Britische Polit-Elite bemüht sich um die Schotten
aus Echo der Zeit vom 09.09.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 27 Sekunden.

David Buckle ist eine Ausnahme. Ob Labour oder Konservativer, die meisten englischen Politiker folgen den Parteilinien und warnen die Schotten vor einem Ja. Und sie bestätigen damit viele Schotten in der Ansicht, dass die Engländer sie und ihre Bedürfnisse einmal mehr nicht ernst nehmen.

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