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Kennedy-Attentat Geheimakten kommen ans Licht

Zehntausende Seiten geheimer Dokumente zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy sind ab heute einsehbar. Bringen sie Licht ins Dunkel der Verschwörungstheorien?

Jahrzehntelang waren sie unter Verschluss – Die Dokumente rund um die Ermordung von John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas. Heute lief die vom US-Kongress gesetzte 25-jährige Frist aus. Mit Billigung des US-Präsidenten Donald Trump dürfen die Archive zum Kennedy-Attentat geöffnet werden. Obwohl vor allem der Geheimdienst CIA einen Teil der Papiere weiter zurückhalten will.

Damit sind rund 3000 streng geheime Papiere freigegeben und 30'000 bereits bekannte Akten, die bisher jedoch nur mit geschwärzten Passagen einsehbar waren.

Welche neuen Erkenntnisse sind zu erwarten?

Eine wichtige und noch immer bestehende Frage werden auch die neuen Veröffentlichungen wahrscheinlich nicht beantworten: War Lee Harvey Oswald der alleinige Todesschütze?

Wenn es jemals enthüllende Dokumente gab, finden sie sich wahrscheinlich nicht in den Archiven.
Autor: Heinz GärtnerInternationale Politik und Kennedy-Experte

Heinz Gärtner vom Wiener Institut für internationale Beziehungen verfolgt die Veröffentlichungen rund um das Kennedy-Attentat intensiv. Auch er geht nicht davon aus, dass neue Erkenntnisse zu Mittätern von Lee Harvew Oswald herauskommen. «Trotzdem trägt die Öffnung der Archive zur Information bei und damit auch zum Abbau von Verschwörungstheorien», ist Gärtner überzeugt.

«JFK Files» sollen vor allem CIA- und FBI-Unterlagen sein

Bei den Dokumenten soll es sich vor allem um CIA- und FBI- Unterlagen handeln. Nach Vermutungen enthalten die «JFK Files» unter anderem eine CIA- Persönlichkeitsstudie Oswalds, bisher hochgeheime Zeugenaussagen von CIA-Beamten sowie Briefe des langjährigen FBI-Direktor J. Edgar Hoover und der Witwe Jackie Kennedy. Auch CIA-Papiere über den Mafioso Carlos Marcello sollen darunter sein. Marcello wird unter einigen Verschwörungstheoretikern als Drahtzieher des Attentats gehandelt.

Interessant könnten auch Aufzeichnungen zu einer Mexiko-Reise Oswalds sein, die er sieben Wochen vor dem Attentat antrat. Dabei hatte Oswald die Botschaften der Sowjetunion und Kubas aufgesucht, anscheinend um ein Visum für die Sowjetunion zu beantragen. Die CIA überwachte Oswald damals. Die Frage steht deshalb im Raum: Hatte der Geheimdienst etwas überhört, hätte er den Mord am Ende sogar verhindern können?

Schillernde Präsidentschaft Kennedys befeuert Mythos

Befeuert durch unzählige Bücher, Dokumentationen und den Hollywood-Film «JFK» von Oliver Stone, glaubt die Mehrheit der Amerikaner noch immer an Verschwörungstheorien. «Das liegt vor allem an der schillernden Präsidentschaft Kennedys. So pflegte er beispielsweise privat Kontakte zur Mafia. Ausserdem machte er sich während seiner Amtzeit politisch viele Feinde», erklärt Gärtner.

Einschätzung von SRF-Korrespondent Thomas von Grünigen

Wie gross ist das Interesse an den neuen Veröffentlichungen zum Kennedy-Attentat?
Das Interesse ist vor allem bei Historikern und Journalisten nach wie vor gross. Was die breite Bevölkerung betrifft, ist es wohl eine Generationenfrage. Für jene, die das Attentat erlebt haben, ist es bis heute ein einschneidendes Ereignis. Die jüngere Generation wurde eher durch die Terror-Anschläge vom 11. September, den Irak-Krieg und zuletzt die Wahl von Präsident Trump geprägt.

Warum halten sich die Verschwörungstheorien so hartnäckig? Immer noch eine Mehrheit der Amerikaner glaubt nicht daran, dass Lee Harvey Oswald alleine gehandelt hat.
Die Tat bleibt schwer zu fassen, obwohl die wichtigsten Elemente längst geklärt sind. Dass Lee Harvey Oswald nur zwei Tage nach der Tat ermordet wurde, obwohl er in Polizeigewahrsam war, erschwerte die Untersuchungen enorm und warf viele Fragen auf. Schliesslich trugen auch Hollywood-Filme wie Oliver Stones «JFK» (1991) zum Mythos bei.

Welche Rolle spielt Präsident Trump bei der Veröffentlichung der Dokumente?
Trump könnte die Veröffentlichung zwar als einziger noch verhindern. Aber er könnte durchaus ein Interesse daran haben, dass die Unterlagen publik werden. Denn er versucht seit Monaten, die Glaubwürdigkeit der Geheimdienste zu unterwandern. In der Russland-Affäre könnten ihm zum Beispiel Erkenntnisse des Auslandsgeheimdienstes CIA unter Umständen schaden. Sollten die Kennedy-Dokumente die CIA in einem schlechten Licht darstellen, was durchaus möglich ist, könnte das Trump entgegenkommen.

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