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International Kerala und die Kokosnüsse: Ein Tabubruch soll die Ernte sichern

Kokosnüsse sind aus dem Alltag des südindischen Gliedstaats Kerala nicht wegzudenken. Doch der Beruf des Pflückers ist streng und gefährlich. Seit Jahren fehlt es an Männern, die sich zur Verfügung stellen. Deshalb geht man nun neue Wege.

Balin ist 53 Jahre alt und genauso wie bereits sein Vater und Grossvater Kokospalmen-Kletterer: Mit schnellen Handgriffen streift er sich ein Seil aus Kokosnussfaser um die Füsse und greift um den Stamm wie zu einer Umarmung. Dann klettert er mühelos mit raupenähnlichen Bewegungen die Kokospalme hoch. Oben angekommen löst er die schweren, grünen Nüsse mit seiner Sichel aus der Krone. Mit dumpfem Knall landen sie auf dem Boden.

Lukrativ, aber gefährlich

Balin liebt seinen Beruf: «Das Schöne ist, dass ich nicht von 8 bis 5 arbeiten muss, sondern klettern kann, wann ich will. Aber der Beruf ist gefährlich. Man kann sich mit dem Messer oder an den Seilen verletzen oder fallen. Deshalb wollen viele Junge nicht mehr klettern und Eltern wollen ihre Töchter keinem Kokospalmen-Kletterer zur Hochzeit geben.»

Balin klettert auf ungefähr 50 Bäume pro Tag und verdient damit dreimal mehr, als wenn er auf dem Bau arbeiten würde. Doch Männer wie Balin gibt es immer weniger. Und das ist für die Kokosnuss-Industrie ein Problem. Auf einem Viertel der Fläche Keralas stehen Kokospalmen. Sie liefern Öl, Nahrungsmittel und Milch, und aus den Fasern werden Schnüre und Seile gemacht.

Frauen arbeiten genauer und sind risikobewusster.
Autor: Radhakrshna Direktor staatliches indisches Gewürzinstitut

Um dem Mangel an Kokospalmen-Kletterern entgegenzuwirken, brach das staatlich indische Gewürzinstitut ein Tabu: Seit drei Jahren werden auch Frauen ausgebildet. «Sie arbeiten genauer und sind risikobewusster», erklärt der Direktor des Instituts.

Audio
Kletterinnen im Land der Kokospalmen
aus Rendez-vous vom 22.02.2016. Bild: Karin Wenger, SRF
abspielen. Laufzeit 5 Minuten.

Für die Frauen ist es jedoch nicht einfach, ihre Eltern oder Ehemänner vom neuen Beruf zu überzeugen. Deshalb schaffte die Regierung Anreize: Wer am Lernprogramm teilnahm, bekam eine Vespa zum halben Preis.

Auch die Plantagenbesitzer zögerten anfangs, Frauen für die Kokosernte zu holen. Doch inzwischen könne sie sich über fehlende Arbeit nicht mehr beklagen, erklärt die 36jährige Reeja. Der Beruf habe ihr Leben verändert: «Heute verdiene ich Geld für die Familie und werde deshalb mehr geschätzt. Mein Selbstvertrauen ist gestiegen.»

Reeja und die anderen Kokospalmen-Kletterinnen sind heute Vorbild für viele junge Frauen, die langsam die Männerdomäne der Kokospalmen erobern.

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