US-Präsident Donald Trump hat China vorgeworfen, illegale Öllieferungen nach Nordkorea zu erlauben. «Wir haben China auf frischer Tat ertappt, wie sie Öl an Nordkorea liefern», schreibt er auf Twitter. Er sei sehr enttäuscht, dass China dies zulasse.
Trump wirft dem Reich der Mitte also vor, geltende UNO-Sanktionen zu verletzen, die den Handel mit Nordkorea von Schiff zu Schiff verbieten. China-Korrespondent Martin Aldrovandi schätzt die Situation ein.
SRF News: Wie hat China auf die Vorwürfe reagiert?
Martin Aldrovandi: China hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Das chinesische Aussenministerium sagt, China halte sich an die Sanktionen der UNO. Man sei den Vorwürfen nachgegangen und sie hätten sich nicht bestätigt. Sollten chinesische Unternehmen gegen die Sanktionen verstossen, würde man auch gesetzlich gegen die betroffenen Firmen vorgehen.
Laut einer südkoreanischen Zeitung handelt es sich aber nicht um einen Einzelfall. Seit Oktober habe es 30 solche Lieferungen gegeben.
Die südkoreanischen Medien berufen sich wiederum auf eine Untersuchung der US-Behörden selbst, wobei diese bisher keine offizielle Stellung dazu genommen haben. Aber die südkoreanischen Behörden sagen auch, dass sie derzeit ein Schiff festhielten, das unter Hongkonger Flagge unterwegs gewesen sei und im Verdacht stehe, Öl auf hoher See umgeladen zu haben. Anstatt das Öl wie angegeben nach Taiwan zu liefern, sei es auf ein nordkoreanisches Schiff umgeladen worden. Das wird jetzt alles untersucht. Noch steht aber Aussage gegen Aussage.
Was hätte China davon, Nordkorea trotz geltender Sanktionen zu unterstützen?
China will Nordkorea nicht vollständig von der Aussenwelt abschneiden und es damit wirtschaftlich zu Boden bringen. Deshalb sagt Peking offiziell immer wieder, dass Sanktionen alleine nichts brächten. Es ist gegenüber Sanktionen viel skeptischer als zum Beispiel die USA. Die Sanktionen, die diese fordern, sind in der Regel viel schärfer als jene, die China dann bereit ist, offiziell zu unterstützen. Das ist so, weil Peking keinen zusammengebrochenen Staat direkt an der eigenen Grenze will, der Unruhen, Flüchtlingsströme und mögliche geopolitische Veränderungen mit sich brächte.
Hat Südkorea ein Interesse, China in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen?
Mit der Veröffentlichung will Südkorea wohl den Druck auf China erhöhen, damit Peking die Umgehung der Sanktionen unterbindet. Seoul hofft, dass Nordkorea dadurch weiter isoliert wird, denn es fühlt sich vom nördlichen Nachbarn in seiner eigenen Sicherheit bedroht. Deshalb hat Südkorea auch dem umstrittenen amerikanischen Raketenabwehrsystem THAAD zugestimmt, womit es dann wieder China gegen sich aufgebracht hat. Das heisst, die Beziehungen haben sich wegen der Krise mit Nordkorea auch zwischen China und Südkorea stark verschlechtert.
Das Gespräch führte Samuel Wyss.