- Am Freitagabend feierte der Stierkampf auf Mallorca ein umstrittenes Comeback.
- Insbesondere junge Spanier lehnen das Spektakel ab.
Kurz bevor auf Mallorca das Blut von insgesamt acht Bullen unter dem Jubel von Tausenden floss, gab es Beschimpfungen, Pfiffe und auch Tränen.
Eintrittspreise bis zu 130 Euro
Auf der spanischen Ferieninsel feierte der Stierkampf am späten Freitagabend trotz wütender Proteste von Tierschützern ein umstrittenes, aber erfolgreiches Comeback. Bei der ersten «Corrida de Toros» nach zweijähriger Zwangspause waren die Tribünen der 11'600 Zuschauer fassenden Arena in der Inselhauptstadt Palma gut gefüllt. Knapp 9000 Fans zahlten die stolzen Eintrittspreise von bis zu 130 Euro.
Vor der Arena hatten sich rund 400 Menschen bereits zwei Stunden vor Beginn des Events versammelt, um lautstark gegen die blutige Show zu protestieren. Sie schlugen auf Töpfe, beschimpften knapp 30 Stierkampffans, die eine «Gegendemo» organisierten, als «Mörder» und skandierten inbrünstig Slogans wie: «Mallorca tötet nicht, Mallorca schützt Tiere!», «Kultur ist nicht Tortur» und «Torero, du Feigling, wir wünschen dir einen schlechten Abend!». Einige junge Demonstrantinnen hatten Tränen in den Augen.
Prächtige Laune in der Ex-«Wetten, dass...?»-Arena
Der Stimmung in dem vor 90 Jahren im Jugendstil erbauten «Coliseo Balear», das zwischen 1999 und 2013 sechsmal Schauplatz der früheren ZDF-Show «Wetten, dass..?» war, taten die Proteste später aber keinen Abbruch. Zu spanischer Volksmusik herrschte nur wenige Kilometer vom «Ballermann» entfernt prächtige Laune. Immer, wenn einer der Matadoren versuchte, mit seinem Degen von oben herab das Herz des Stieres zu erreichen und dem Bullen den Todesstoß zu versetzen, brachen die Zuschauer in besonders lautem Jubel aus. «Oleeeé» und «Bieeen» (Guuuut), ertönte aus den Rängen fast unisono.
Nach dem Tod des ersten Stiers durch den im grünen Glitzeranzug gekleideten Star-Matador Morante de la Puebla, der mit seinem Degen fünf Versuche benötigte, lief ein Flitzer aus Protest in die Arena. «Corridas never again», war auf seiner nackten Brust in schwarzen Lettern zu lesen. Unter Schimpfkanonaden der Fans wurde der junge Mann aber sehr schnell von Ordnern wieder hinausgezerrt.
Kanaren ohne Stierkampf-Tradition
Einige der Beschlüsse des Verfassungsgerichts von 2017 gelten auf Mallorca aber weiterhin. Zum Beispiel durften Minderjährige am Freitag nicht in die Arena. Es galt auch ein Alkoholverbot. Und die Stiere müssen vor ihrem Einsatz per Blutprobe auf Doping- und Beruhigungsmittel untersucht werden.
Mit Mallorca fiel eine der letzten stierkampffreien Bastionen Spaniens. Schon 2016 hatte die Justiz ein in Katalonien seit 2010 geltendes Stierkampfverbot gekippt. Die Kanaren sind die einzige Region, in der noch eine Art Stierkampfverbot gilt. Auf den Atlantikinseln gibt es aber auch keine Tradition des Spektakels, kein Interesse. Die letzte Corrida fand dort 1984 statt.
56 Prozent gegen das Brauchtum
Das Spektakel ist aber im ganzen Land zunehmend umstritten. Vor allem unter den Jüngeren verliert er immer mehr an Attraktivität. Nach einer Umfrage des Onlinemagazins «El Español» von Januar sind inzwischen rund 56 Prozent der Spanier gegen das aus dem Mittelalter stammende Brauchtum.
Voriges Jahr forderten bei einer Demo in Madrid 40'000 ein landesweites Verbot. Die Verfechter der «Tauromaquia» denken aber nicht daran, das Handtuch zu werfen. Einige fordern sogar, den Stierkampf in Spanien zum Schulfach zu machen.