Nach einer Morddrohung aus Neonazi-Kreisen wird der österreichische Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen künftig von einer Spezialeinheit der Polizei bewacht. Bis zu drei bewaffnete Männer schützen den 72-jährigen ehemaligen Chef der Grünen nun auf allen Wegen ausserhalb seiner Wohnung.
Rechtsradikaler Hintergrund
Der Wahlkampf des Wirtschaftsprofessors solle aber unverändert weitergehen. Zuerst hatte die Wiener Tageszeitung «Kurier» darüber berichtet. Van der Bellens Sprecher bestätigte den Polizeischutz.
Ein Mann hatte via Kurznachrichtendienst Twitter gedroht, Van der Bellen erschiessen zu wollen. Sein eigenes Foto zeigt ihn mit einem Hakenkreuz-Tattoo auf der Brust. Unter dem Profil sind noch zahlreiche weitere rechtsradikale Einträge zu sehen.
Ausserdem gab es eine zweite Drohung: Eine Bildmontage zeigt Van der Bellen mit zahlreichen Messern im Körper. Anfeindungen auf rechtsextremen Sites sind nach Angaben seines Wahlkampfteams zuletzt immer massiver geäussert worden.
Die Wiederholung der Stichwahl zum Bundespräsidenten wird am 4. Dezember stattfinden. Van der Bellen tritt gegen den Kandidaten der rechtspopulistischen FPÖ, Norbert Hofer, an. Im Mai hatte Van der Bellen knapp gesiegt, das Ergebnis der Wahl war aber wegen zahlreicher Formfehler aufgehoben worden. Der Termin der Wiederholungswahl musste wegen Problemen bei den Wahlkarten nochmals verschoben werden.
Chronik der österreichischen Präsidentschaftswahl 2016
24. April | Österreich wählt einen neuen Bundespräsidenten. Im ersten Wahlgang triumphiert der rechte FPÖ-Kandidat Norbert Hofer mit 36,4% vor dem Grünen Alexander Van der Bellen (20,4%). Die Regierungsparteien werden abgestraft. |
22. Mai | Krimi beim zweiten Wahlgang: Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Abend haben beide Kandidaten 50 Prozent der Stimmen. |
23. Mai | Am Tag nach der Wahl ist klar: Der 72-jährige Alexander Van der Bellen wird mit 50,3 Prozent zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Er soll am 8. Juli ins Amt eingeführt werden. |
2. Juli | Weil die Briefwahlstimmen nicht vorschriftsmässig ausgezählt wurden, muss die Präsidentenwahl wiederholt werden. Das entscheidet das Verfassungsgericht. Neuer Termin ist der 2. Oktober. |
12. September | Jüngster Faux-pas: Weil nicht alle Wahlcouverts der Österreicher richtig kleben, muss die Stichwahl um das österreichische Präsidentschaftsamt verschoben werden. Neuer Termin ist der 4. Dezember. |