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Die Rolle Saudi-Arabiens im Nahostkonflikt
Aus Echo der Zeit vom 17.04.2024. Bild: IMAGO
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Nach Angriff Irans auf Israel Täuscht Israel die grosse anti-iranische Allianz nur vor?

Namhafte Experten sehen keine Hinweise, dass Saudi-Arabien beim iranischen Angriff für Israel eingestanden wäre.

Hat Saudi-Arabien iranische Drohnen und Raketen abgeschossen oder geheimdienstliche Informationen über den iranischen Gegenangriff mit den USA oder gar mit Israel geteilt? Während israelische und amerikanische Medien dies behaupten, bestreiten das saudische Medien vehement.

Kein arabischer Staat hat im Moment ein Interesse daran, zu den Unterstützern Israels gezählt zu werden.
Autor: Joost Hiltermann Programmdirektor Nahost, International Crisis Group

Ein «Krieg der Worte» – das sei kein neues Phänomen im Nahostkonflikt, erklärt Joost Hiltermann, Programmdirektor für den Nahen Osten und Nordafrika bei der unabhängigen Denkfabrik International Crisis Group. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich Saudi-Arabien aktiv an der Verteidigung Israels beteiligt habe.

«Kein arabischer Staat hat im Moment ein Interesse daran, zu den Unterstützern Israels gezählt zu werden», so Hiltermann. Denn sie müssten Angriffe aus dem Iran befürchten. Vor allem Saudi-Arabien habe kein Interesse, zu Israels Lager gezählt zu werden, nachdem das Königreich erst vor gut einem Jahr das Kriegsbeil mit Iran begraben habe.

Laut Hiltermann ist die arabische Bevölkerung gegenüber Israels Krieg in Gaza höchst kritisch eingestellt. Eine Allianz mit Israel könne für das saudische Königshaus auch innenpolitisch gefährlich werden. Hiltermann vermutet vielmehr, dass Israel und die USA die Sache aufbauschten – um den Eindruck zu erwecken, es gäbe eine grössere anti-iranische Allianz im Nahen Osten.

Eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel ist im aktuellen Kontext praktisch unmöglich.
Autor: Joost Hiltermann Programmdirektor Nahost, International Crisis Group

Dies alles hänge mit dem langen Bestreben der USA und Israels zusammen, die Beziehungen zwischen Riad und Tel Aviv zu normalisieren. Doch dieses Ziel sei seit dem Gaza-Krieg in weite Ferne gerückt. Eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel sei im aktuellen Kontext praktisch unmöglich.

«Falschinformationen»

Dem versuche Israel mit gezielten Falschinformationen entgegenzuwirken, ist Giorgio Cafiero überzeugt, Leiter der Denkfabrik Gulf State Analytics in Washington. Die «Jerusalem Post» habe sich auf eine ominöse Internetseite gestützt, als sie vor zwei Tagen titelte, Saudi-Arabien habe bei der Verteidigung Israels gegen Iran mitgeholfen.

Die saudische Medienbehörde hat umgehend dementiert, dass es sich dabei um eine offizielle Seite der saudischen Königsfamilie handle. Die Seite enthält politische Ansichten, die, wenn überhaupt, nur sehr verzerrt einer glaubhaften saudischen Aussenpolitik entsprechen.

Das Dementi aus Riad bedeutet für mich, dass keine Drohnen den saudischen Luftraum verletzten und somit nicht interveniert werden musste.
Autor: Giorgio Cafiero Leiter Denkfabrik Gulf State Analytics

Die Darstellung Saudi-Arabiens tönt deshalb für Cafiero plausibler als die israelische Darstellung. Zugleich habe das Königreich bis anhin stets kommuniziert, wenn es Drohnen aus den Huthi-Gebieten über saudischem Luftraum abgefangen habe: «Das Dementi aus Riad zur Abwehr iranischer Drohnen am letzten Samstag bedeutet für mich, dass keine Drohnen den saudischen Luftraum verletzten und somit nicht interveniert werden musste.»

Der arabische Drahtseilakt

Angesichts der Spannungen zwischen Israel und Iran müssen die arabischen Staaten also gemäss den Experten einen äusserst delikaten Drahtseilakt vollführen. Denn bereits die legitime Selbstverteidigung könnte als Zeichen der Kollaboration mit dem Feind interpretiert werden.

Echo der Zeit, 17.04.2024, 18 Uhr

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