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Die Schlagkraft des iranischen Raketenprogramms
Aus Echo der Zeit vom 15.04.2024. Bild: Reuters/Amir Cohen
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Irans Angriff auf Israel Militärexperte: «Irans Angriff auf Israel war ordentlich teuer»

Am Wochenende hat Iran Israel direkt angegriffen. Die Rede ist von rund 300 Drohnen und Raketen, die Teheran losgeschickt hat. Welche Taktik dahintersteckt, und wie teuer der Angriff für Iran war, schätzt Militärexperte Fabian Hinz ein.

Fabian Hinz

Fabian Hinz

Militärexperte

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Fabian Hinz arbeitet bei der britischen Denkfabrik von «IISS». Das Institut mit Sitz in London gilt weltweit als Autorität in Militär- und Sicherheitsfragen.

SRF News: Sind 300 Drohnen und Raketen viel oder wenig?

Fabian Hinz: Das ist sehr viel. Es wurden Marschflugkörper, Drohnen und ballistische Raketen im Verbund eingesetzt. Es sieht wirklich nach einem Versuch aus, die hervorragende israelische Luft- und Raketenabwehr zu überwältigen und innerhalb Israels physischen Schaden anzurichten.

Was sind die jeweiligen Stärken und Schwächen der ballistischen Raketen und Drohnen?

Ballistische Raketen fliegen sehr schnell und mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit. Sie brauchen nur einige Minuten, um vom Iran aus Israel zu erreichen. Das macht es schwierig, sie abzufangen. Cruise-Missiles fliegen sehr tief. Es kann sehr schwierig sein, sie mit bodengeschütztem Radar zu erfassen. Sie können während des Fluges ihren Kurs ändern. Auch das erschwert das Abfangen.

Insgesamt war es ein ordentlich teurer Angriff.

Selbstmorddrohnen funktionieren ähnlich wie Cruise-Missiles. Sie sind deutlich langsamer. Gleichzeitig sind sie so günstig, dass man davon sehr grosse Mengen einsetzen kann.

Warum die Kombination aus beidem?

Die Kombination sollte den israelischen Verteidigungssystemen so viel Stress wie möglich zu bereiten. Durch gleichzeitig je über 100 Drohnen und ballistische Raketen und Dutzende Cruise-Missiles sollte die Kapazität, Ziele zu tracken und abzufangen, an ihre Grenze gebracht werden.

Das israelische Luftverteidigungssystem fängt vom Iran abgefeuerte Raketen ab.
Legende: Im Bild startet das israelische Luftverteidigungssystem «Iron Dome», um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen. Keystone/AP Photo/Tomer Neuberg (14.04.2024)

Wie teuer kommt der Angriff Iran?

Die Iraner haben mal gesagt, eine Rakete, die Israel erreichen kann, kostet ungefähr 400'000 Dollar. Das ist im internationalen Vergleich sehr günstig. Die Drohnen dürften in der Produktion um die 50’000 Dollar kosten. Insgesamt war es ein ordentlich teurer Angriff.

Wenn das ein symbolischer Angriff war, wie würde dann der echte Angriff aussehen?

Der Angriff hat nur wenig Schaden angerichtet. Teheran sagt, man habe sich bewusst zurückgehalten. Ist das glaubhaft?

Das ist nicht glaubhaft. Wenn das ein symbolischer Angriff war, wie würde dann der echte Angriff aussehen? Der Iran hat ein relativ grosses Arsenal. Die Amerikaner schätzen es auf 3000 ballistische Raketen. Doch 100 dieser auf einmal zu starten, ist logistisch und technisch sehr aufwendig und personalintensiv.

Gäbe es andere Möglichkeiten? Etwa der Einsatz schwererer Waffen?

Die Iraner haben ihre besten Raketen und Drohnen eingesetzt. Bessere Systeme gegen die israelische Raketenabwehr befinden sich grösstenteils noch in der Entwicklung. Der Iran könnte mittels Hisbollah noch weiter eskalieren. Die Hisbollah hat gegenüber dem Iran geografische Vorteile. Man könnte vom Libanon günstigere und mehr Kurzstreckenraketen verwenden. Doch die Israelis haben Aussagen gemacht, dass sie eventuell die Hisbollah militärisch angreifen wollen, nachdem sie mit Gaza fertig sind. Deswegen ist man auf iranischer Seite wahrscheinlich eher widerwillig, die Hisbollah in diesem Szenario einzusetzen.

Sind Atomwaffen eine Option?

Der Iran hat weiter sein ziviles Atomprogramm, in dem immer höhere Anreicherungslevel erreicht werden. Westliche Geheimdienste sagen, dass der Iran noch keine Entscheidung getroffen hat, die Atombombe zu bauen. Die Tatsache, dass Irans Abschreckungsfähigkeit durch den Angriff am Wochenende vielleicht sogar geschwächt wurde, könnte die Kalkulation beeinflussen.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Echo der Zeit, 15.4.2024, 18 Uhr;

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