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Nordkoreanische Hacker Kims Cyberkriegern gelingt der nächste Coup

Das bitterarme und isolierte Land soll eine Milliardensumme von Banken und Börsen erbeutet haben. Wie ist das möglich?

Bei Hackern und Hightech denkt der Laie kaum an Nordkorea. Das mausarme Land steht seit Jahren unter einem harten Sanktionsregime; die Bevölkerung lebt in Armut, weitgehend abgeschnitten von der globalisierten Internetwelt. Trotzdem macht Pjöngjang immer wieder mit spektakulären Hackerangriffen von sich reden.

Der neueste Coup: Laut Uno-Experten sollen nordkoreanische Hacker Geldwerte in Milliardenhöhe gestohlen haben. Der vertrauliche Bericht liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor.

Mann vor Portraits des Staatsgründers und seines Sohns.
Legende: Das Cyber-Programm soll schon in den 90er-Jahren unter Kim Jong-Il (Porträt oben rechts) begonnen haben. Nun hat sich Land laut Uno-Exporten mit Hacks bis zu zwei Milliarden US-Dollar beschafft. Reuters

Viele der Spezialisten arbeiten demnach unter der Leitung des militärischen Geheimdienstes. Eine eigene Abteilung soll dort auf Hackerangriffe spezialisiert sein. Das erbeutete Geld fliesst laut dem Bericht direkt in Nordkoreas Programm für Massenvernichtungswaffen.

Wie glaubwürdig ist der geleakte Bericht?

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Fredy Gsteiger, Diplomatischer Korrespondent, hält den vertraulichen Uno-Bericht, der an die Medien geleakt ist, durchaus für glaubwürdig: «Die Quellen sind grundsätzlich sehr verlässlich.» Das Uno-Sanktionskomitee und dessen Berichte seien der «Goldstandard», wenn es um Informationen über das Regime und seine Sanktionsverletzungen gehe.

Die Berichte seien zuweilen sehr technisch, letztlich aber auch sehr spannend: «Sie zeichnen detailliert nach, wie Nordkorea die Sanktionen umgeht.» Und auch Lecks sind nichts Ungewöhnliches: Der vertrauliche Bericht wurde gerade dem Uno-Sicherheitsrat vorgelegt. «Dann reicht es, wenn es eines der fünfzehn Sicherheitsratsmitglieder den Bericht an Journalisten weitergibt.»

Nordkorea wird immer wieder mit aufwendigen Angriffen im Internet in Verbindung gebracht. So wird dem Land die Attacke auf Sony Pictures 2014 zugeschrieben, bei der der komplette E-Mail-Bestand des Hollywood-Studios erbeutet und die Server gelöscht wurden. Auch der Angriff mit der Erpressungssoftware WannaCry, die 2017 mehrere hunderttausend Computer in 150 Ländern verschlüsselte, geht nach offiziellen US-Vorwürfen auf das Konto Nordkoreas.

Die Priorität ist das Überleben des Regimes, und dazu zählt es sein Atom- und Raketenprogramm.
Autor: Fredy Gsteiger Diplomatischer Korrespondent von SRF

SRF-Diplomatie-Korrespondent Fredy Gsteiger bestätigt: Die Hacking-Vorwürfe sind nicht neu. «Neu ist aber die Dimension, die im UNO-Bericht offenbar dokumentiert wird.» Darin ist laut Reuters von 35 Angriffen in 17 Ländern die Rede, mit denen bis zu zwei Milliarden Dollar erbeutet worden sind.

Alles für den eigenen Machterhalt

Die Angriffe sollen sich vor allem gegen Banken und Kryptowährungen wie Bitcoin gerichtet haben. Der Bericht kommt zum Schluss, dass Nordkorea mit seinen Raubzügen im Internet auch versuche, die Finanzsanktionen gegen das Land zu umgehen. Mit Digitalwährungen lässt sich online weitgehend anonym bezahlen, weil sie unabhängig von Regierungen oder Banken funktionieren.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un zusammen mit Beamten und Militärs im sogenannten Sci-Tech Complex in Pjöngjang.
Legende: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un zusammen mit Beamten und Militärs im sogenannten Sci-Tech Complex in Pjöngjang (Oktober 2015). Reuters/Archiv

Doch wie ist das verarmte und isolierte Land überhaupt zu solch grossangelegten Cyberangriffen fähig? «Das Regime setzt seine beschränkten Mittel sehr gezielt ein», sagt der SRF-Sicherheitsexperte. Heisst: Das Wohlergehen der Bevölkerung ist keine Priorität.

«Die Priorität ist das Überleben des Regimes, und dazu zählt es sein Atom- und Raketenprogramm.» Gerade bei der Sanktionsumgehung habe Pjöngjang durch diese Fokussierung auf «Überlebenswichtiges» inzwischen raffinierte Methoden entwickelt – Cyberangriffe seien eine davon.

Kim bei Rakentest
Legende: Im Bericht wird auch festgestellt, dass Vertreter Nordkoreas im Ausland trotz Verboten weiter versuchten, für das Massenvernichtungsprogramm des Landes einzukaufen. Reuters/Archiv

Diese erforderten auch keine gigantischen Investitionen und Infrastruktur. Es reichten ein paar Dutzend IT-Cracks und die nötige kriminelle Energie, sie einzusetzen, so Gsteiger. Und: Die Angriffe zu unterbinden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, gestaltet sich schwierig für die internationale Gemeinschaft: «Die Akteure sitzen in Nordkorea selber. Auf sie haben andere Länder keinen Zugriff.»

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