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Ölprojekte in Norwegen Umstrittene Energieprojekte aus der Schweiz versichert

Anfang letztes Jahr wurden in Norwegen mehrere Öl- und Gasprojekte gestartet, welche etwa durch die Zurich Versicherung und die Swiss Re versichert sind, wie ein Bericht der Greenpeace zeigt. Dies, obwohl sich die beiden Schweizer Versicherer zu den Pariser Klimazielen bekennen.

Neue Öl und Gasförderprojekte seien ab sofort tabu, sonst erreichten wir die Pariser Klimaziele nicht, wie die Internationale Energieagentur IAEA im Jahr 2021 klipp und klar festhielt. Diese Warnung scheint auf dem Markt aber nicht angekommen zu sein. Allein in Norwegen, dem grössten Erdölförderland Europas, sind seit Anfang 2022 neue Projekte zur Förderung von drei Milliarden Tonnen Öl bewilligt worden.

Viele versuchen einfach so lange wie möglich zu profitieren und ein Geschäft zu machen.
Autor: Peter Haberstich Fachexperte bei Greenpeace

Die Projekte seien unvereinbar mit dem Pariser Klimaabkommen, schreibt die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einem Bericht. «Viele versuchen einfach so lange wie möglich zu profitieren und ein Geschäft zu machen», so Peter Haberstich, Fachexperte für nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace. Bei den Versicherern würde dafür nach Schlupflöchern in Richtlinien und in gemachten Versprechen gesucht. «Es ist wichtig, dass alle sofort damit aufhören», betonte Haberstich.

Versicherer bestreiten Beteiligungen nicht

Die Unterlagen der Greenpeace zeigen, dass insgesamt 69 internationale Versicherungskonzerne Unternehmen versichern, die in Norwegen neue Förderprojekte durchführen. Auf den Listen erscheinen auch die Schweizer Zurich Versicherung und die Swiss Re.

Swiss Re unterstützt keine neuen Öl- und Gasförderprojekte, die nach 2022 definitiv beschlossen wurden.
Swiss Re

Die beiden Versicherungskonzerne bestreiten ihre Beteiligungen auf Anfrage von SRF nicht. Swiss Re liess etwa verlauten: «Swiss Re unterstützt keine neuen Öl- und Gasförderprojekte, die nach 2022 definitiv beschlossen wurden. Des Weiteren versichert Swiss Re keine Öl- und Gasfirmen, die weltweit für die 10 Prozent der kohlenstoffintensivsten Öl- und Gasproduktionen verantwortlich sind.» Der Versicherer würde also jetzt keine neuen Öl- und Gasförderprojekte mehr versichern. 2022, in dem Jahr, das Greenpeace untersucht hat, war das noch möglich.

Ähnlich tönt es bei der Zurich Versicherung: «Zurich ist weiterhin fest entschlossen, ihre Kunden bei einer gerechten Energiewende zu unterstützen. Die Gruppe versichert keine neuen Greenfield-Ölexplorationsprojekte, es sei denn, es liegen überzeugende Übergangspläne vor.» Das heisst also, wenn ein Öl- oder Gasförderer einen Plan hat, wie er selbst bis 2050 klimaneutral werden will, dann arbeitet die Zurich Versicherung weiter mit ihm zusammen.

Zurich versichert keine neuen Greenfield-Ölexplorationsprojekte, es sei denn, es liegen überzeugende Übergangspläne vor.
Zurich Versicherung

Das gehe so nicht auf, wie Peter Haberstich von Greenpeace sagt. Er wirft den Versicherungskonzernen vor, den Profit über alles zu stellen: «Wer solche Energieprojekte versichert, ermöglicht sie auch.»

In den USA steigen Versicherer aus Klimabestreben aus

Gerade umgekehrt ist es in den USA. Dort haben mehrere Versicherungskonzerne die von der UNO einberufene Versicherer-Klimaschutzinitiative «Net-Zero Insurance Alliance» NZIA verlassen. In der Allianz verpflichten sie sich zu ehrgeizigen Klimazielen. Vor wenigen Tagen hat Swiss Re mitgeteilt, die NZIA zu verlassen. Einen Monat davor waren bereits die Zurich, Munich Re und Hannover Rück ausgetreten.

Wer solche Energieprojekte versichert, ermöglicht sie auch.
Autor: Peter Gaberstich Fachexperte bei Greenpeace

Gründe für den Schritt nannten weder Swiss Re noch die Zurich. Munich Re hat bei ihrem Austritt aber kartellrechtliche Risiken genannt. Republikanische regierte US-Bundesstaaten drohten Unternehmen nämlich offen mit Kartellklagen, wenn sie nicht mit Öl- und Gasfirmen zusammenarbeiten.

Echo der Zeit, 27.05.2023, 18:00 Uhr

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