Folter, Staatsterror, Geheimgefängnisse. Die argentinische Militärjunta ging in den Jahren 1976 bis 1983 gnadenlos gegen ihre Kritiker vor. 30‘000 Menschen wurden verschleppt oder ermordet.
Die Schatten dieser Gewaltherrschaft fallen nun auch auf Papst Franziskus. Er war während dieser Zeit zuerst Jesuitenprovinzial und später Leiter der theologischen Fakultät der Universität San Miguel in Buenos Aires. Der Vorwurf von Menschenrechtlern: Bergoglio habe Ordensbrüdern nicht ausreichend Rückendeckung gegeben.
Es geht um zwei Jesuiten. Bergoglio soll sie nicht vor der Verfolgung durch die Junta geschützt haben. Die beiden waren in den Armenvierteln von Buenos Aires tätig. Bergoglio habe sie auf Druck des Militärs aufgefordert, ihre Arbeit einzustellen. Als die beiden sich weigerten, habe Bergoglio sie aus dem Orden ausgeschlossen. Später wurden sie entführt und waren monatelang inhaftiert.
Bergoglio selber erklärte stets, er habe den beiden Jesuitenbrüdern Hilfe angeboten, was sie laut seinen Angaben aber abgelehnt hätten. Er habe seine spärlichen Kontakte zur Militärdiktatur im Gegenteil dazu genutzt, sie freizubekommen.
Was ist dran an den Vorwürfen? Nicht viel, ist Ulrich Achermann, SRF-Korrespondent in Buenos Aires, überzeugt. Es habe weder ein Strafverfahren gegeben, noch gebe es Beweise. Das Belastungsmaterial sei aus seiner Sicht nicht ausreichend.
Hinzu komme, dass es in dieser Frage innerhalb der Menschenrechtsbewegung in Argentinien unterschiedliche Ansichten gebe. Die wichtigste moralische Instanz aus dem Umfeld der Kirche und der Menschenrechtsaktivisten ist Friedensnobelpreisträger Adolfo María Pérez Esquivel. «Er hält strikte zu Bergoglio und sagt, dass an den Vorwürfen nichts dran sei», so Achermann.
Wie kommt es also, dass sich die Vorwürfe gegen Bergoglio so hartnäckig halten? Achermann sieht den Grund in der Haltung des neuen Papstes in politischen Fragen. Bergoglio ist einer, der den Konflikt nicht scheut, der sich immer wieder in die Politik eingemischt hat. So etwa bei der Frage der Homo-Ehe oder auch bei sozialen Fragen, wie der Bekämpfung der Armut.
In Argentinien selber war die Kontroverse um die Nähe Bergoglios zur Militärdiktatur am Tag nach der Wahl kein grosses Thema. Achermann: «In den Zeitungen überwiegt die Freude, dass es ein Argentinier auf den Stuhl des Papstes geschafft hat.»
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