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Parteikongress Bei den Republikanern führt an Donald Trump kein Weg vorbei

Nach der verlorenen Präsidentschaftswahl am 3. November und vor allem nach dem Sturm aufs Kapitol in Washington durch Anhänger von Donald Trump haben viele erwartet, dass sich die Republikanische Partei von ihm distanziert. Doch die Reihen haben sich wieder geschlossen. Und die wenigen, die Trump kritisieren, werden an den Pranger gestellt und von Gegenkandidaten bedroht.

Das zeigte sich auch in den vergangenen drei Tagen an der «Conservative Political Action Conference 2021» (CPAC), dem alljährlichen Treffen von konservativen Politikern und Aktivisten. Der wichtigste Anlass der Republikaner fand dieses Jahr in Orlando, Florida, statt.

Bereits am ersten Tag macht Präsidentensohn Donald Trump Jr. klar, dass die Republikanische Partei derzeit die Trump-Partei ist: «Hier in Florida findet eigentlich nicht die CPAC statt, sondern die TPAC, die ‹Trump Political Action Conference›.» Und da ist man unter sich.

Trump-kritische Stimmen wurden gar nicht erst eingeladen. Es fehlt zum Beispiel die republikanische Abgeordnete Liz Cheney aus Wyoming. Die konservative Politikerin hatte Donald Trump nach dem Sturm aufs Kapitol scharf verurteilt. Seither gilt sie an der Parteibasis als «Rino», als «Republican in name only» [Republikanerin nur dem Namen nach]. Cheney würde hier an der CPAC bestimmt ausgebuht, höhnt der Abgeordnete für Florida, Matt Gaetz.

Hier in Florida hätten sich die «echten Republikaner» versammelt: «Ihr seid die echte Parteiführung, nicht das Establishment in Washington DC!», rief Gaetz der begeisterten Menge zu.

Parteibasis schwört auf Donald Trump

Auch CPAC-Teilnehmer wie der 20-jährige Donovan aus Kentucky sagen: «Die republikanische Basis steht derzeit geschlossen hinter Trump. Nicht die Parteibasis ist gespalten, sondern das Parteiestablishment in der Hauptstadt.»

Nur dort gebe es noch einige Republikaner, die sagten, dass Trump die Wahl im November tatsächlich verloren habe. Doch das stimme nicht, behauptet etwa der 26-jährige Trevor aus Ohio.

Zwei junge Männer in Sakko und Doppelreiher
Legende: Donovan (20) aus Kentucky und Trevor (26) aus Ohio vertreten die junge Generation der Republikanischen Parteibasis. SRF | Matthias Kündig

Viele Beweise für den «Wahlbetrug» am 3. November seien von den Gerichten ignoriert worden, ist Trevor überzeugt: «Deshalb akzeptiere ich das offizielle Wahlresultat nicht, so wie die Mehrheit der Republikaner.»

Volles Verständnis für Sturm auf das Kapitol

Und weil Trump um den Wahlsieg betrogen worden ist, müsse man auch Verständnis haben für die Trump-Anhänger, die am 6. Januar das Kapitol gestürmt haben. «Die haben zwar womöglich illegal, aber moralisch richtig gehandelt», findet Trevor. Und Donovan ergänzt: «Die waren halt frustriert, deshalb habe ich Verständnis für ihre Taten».

Andere Teilnehmer am CPAC distanzieren sich zwar von der Gewalt im Parlamentsgebäude in Washington, aber nur weil sie überzeugt sind, dass linke Antifa-Aktivisten dafür verantwortlich sind.

Ermittlungsergebnisse der Polizei haben in diesem verzerrten Weltbild keinen Platz. Die republikanische Basis hat die Ereignisse der letzten Wochen längst in ihrem Sinn umgedeutet. Und dem tragen die anwesenden Politiker Rechnung:

Senator James Lankford bei einem Interview
Legende: Senator James Lankford will den Sturm auf das Kapitol nicht überbewerten. SRF | Matthias Kündig

James Lankford, Senator aus Oklahoma, weicht im persönlichen Gespräch Fragen nach der Verantwortung Trumps aus. Man dürfe das nicht überbewerten: «Es ist zwar schlimm, was da passiert ist, aber das war kein prägender Moment für das Land», findet Lankford. Nötig sei jetzt nicht eine Debatte über Trump, sondern bloss darüber, wie die Sicherheit im Kapitol erhöht werden könne.

Derweil wettert Senator Ted Cruz im Auditorium gegen Parteikollegen im Kongress: «Einige möchten Donald Trump gerne loswerden. Doch ich versichere euch: Trump wird nicht verschwinden!», schreit Cruz der Menge zu, die mit tosendem Applaus antwortet.

In der Republikanischen Partei kommt derzeit niemand an Trump vorbei – auch nicht diejenigen, die ihn gerne beerben möchten – wie etwa Ted Cruz.

Senator Ted Cruz auf einer Videowand
Legende: Senator Ted Cruz schwört weiterhin auf Donald Trump. SRF | Matthias Kündig

Echo der Zeit, 28.02.2021, 18:00 Uhr

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