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Präsidentschaft in Kolumbien Konservativer Kandidat Duque gewinnt Wahlen

  • Der konservative Kandidat Iván Duque hat die Präsidentenwahl in Kolumbien gewonnen.
  • In der Stichwahl vom Sonntag kam er auf 53,95 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt nach der Auszählung fast aller Stimmen mitteilte.
  • Sein Konkurrent Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana erhielt demnach 41,83 Prozent.
  • Die Wahlbeteiligung im südamerikanischen Land lag bei 52,2 Prozent.

Duque folgt damit auf Staatschef Juan Manuel Santos, der zu den ersten Gratulanten des neuen Präsidenten gehörte. Santos wünschte seinem Nachfolger alles Gute für die Ausführung seines Amts.

Duques Gegenkandidat Petro gestand seine Niederlage kurz nach Bekanntgabe des Resultats ein.

Bei der Wahl ging es auch um die Zukunft des Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung Farc. Vor eineinhalb Jahren legten Regierung und Rebellen den seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg mit über 220'000 Toten und Millionen Vertriebenen bei. Duque will das Abkommen in wesentlichen Punkten ändern.

Der konservative Anwalt gilt als politischer Ziehsohn des rechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Ohne die Unterstützung seines prominenten Förderers wäre der bis vor kurzem recht unbekannte Politiker nie so weit gekommen.

Friedensvertrag mit Farc auf der Kippe?

Ex-Präsident Uribe gilt als der schärfste Kritiker des Friedensabkommens, das sein Nachfolger Juan Manuel Santos mit den Farc ausgehandelt hat. Bei einer Volksabstimmung fand der Vertrag keine Mehrheit. Uribes Zögling Duque verkündete damals, er wolle das Abkommen «in Stücke reissen». Zuletzt mässigte er seinen Diskurs etwas: Nun spricht Duque nur noch von Änderungen am Vertrag.

Der international bejubelte Friedensprozess ist in dem südamerikanischen Land äusserst umstritten. Nach der Einschätzung der Rechten hat der Staat den Rebellen zu viele Zugeständnisse gemacht. Beispielsweise müssen sie nur relativ milde Strafen fürchten und erhalten zehn garantierte Sitze im Parlament.

Nach Ansicht der Linken erfüllt die Regierung ihre Zusagen an die Ex-Guerilleros wie Schutz vor Anschlägen und Hilfe bei der Rückkehr in das zivile Leben nicht. Richtig zufrieden ist niemand.

Grosse Herausforderungen warten

Dennoch steht Duque nun vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen: Er muss die grosse Armut im Land bekämpfen, die Friedensverhandlungen mit der kleineren Guerillaorganisation ELN zum Abschluss führen, ein Rezept gegen die sich ausbreitenden kriminellen Banden finden und dem Drogenhandel Einhalt gebieten.

Das sagt Südamerika-Korrespondentin Karen Naundorf:

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Dem linken Kandidaten Gustavo Petro wurde im Wahlkampf vorgeworfen, er wolle das Land castro-chavistsich regieren und aus Kolumbien ein zweites Venezuela machen. Das entspricht zwar nicht den Tatsachen, doch als Argument hat es die Wählerinnen und Wähler offenbar zumindest teilweise überzeugt. Trotz der Angstkampagne war aber noch nie ein linker Kandidat so nahe daran, Präsident Kolumbiens zu werden wie diesmal Petro. Bislang war «links» mit «Guerilla» gleichgesetzt worden – doch seit dem Friedensabkommen mit der Farc ist jetzt auch linke Politik in Kolumbien möglich.

Auch wenn es immer noch bewaffnete Gruppen im Land und damit einhergehende Probleme gibt: Seit dem Friedensvertrag sind durchaus positive Entwicklungen in Kolumbien festzustellen. So kam es bei der aktuellen Wahl zu keinen Zwischenfällen, und mit Petro wurde erstmals auch ein linker Kandidat akzeptiert. Allerdings ist der Drogenanbau und die damit einhergehende Gewalt weiterhin ein grosses Problem in Kolumbien. Auch die Flüchtlinge aus Venezuela – insgesamt soll eine Million Menschen nach Kolumbien geflohen sein – sorgt zunehmend für Probleme im Land.

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