Darum geht es: Ab Dezember wird der wöchentliche grosse Auftritt des Papstes, die Generalaudienz, auch in die Amtssprache der Volksrepublik China übersetzt. Der Vatikan richtet sich damit an Mandarinsprechende weltweit, insbesondere an die katholische Gemeinschaft in China. Die Übersetzung in die Amtssprache Chinas ist ein Signal an die dortige katholische Gemeinschaft. Zudem will der Papst die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Peking normalisieren.
So geht es Katholiken in China: Die katholische Kirche in China ist gespalten. Einerseits gibt es die staatlich kontrollierte Kirche, die von Peking überwacht wird. Andererseits existiert die illegale Untergrundkirche. Gläubige, die sich zur Untergrundkirche bekennen, riskieren staatliche Repressionen. Priester und Bischöfe werden oft verfolgt, manche sogar inhaftiert.
Diese Rolle spielt die Kirche in den Beziehungen Vatikan-China: Die Beziehung zwischen China und dem Vatikan ist seit Jahrzehnten angespannt. Ein Beispiel dafür ist die eigenmächtige Ernennung eines Bischofs in Shanghai durch die chinesische Regierung im letzten Jahr. Mit der Übersetzung der Generalaudienzen ins Mandarin signalisiert der Vatikan jedoch, dass er weiterhin auf Dialog setzt. Ob dies die Situation der Christen in China verbessern wird, bezweifelt Journalist Kretschmer, der lange in China gelebt hat. Er sieht gar die Gefahr einer Verschlechterung für die Gläubigen, wenn der Vatikan die Situation mit China immer mehr normalisiert, indem er keine öffentliche Kritik äussert.
So könnte die Kommunistische Partei auf Kritik aus dem Vatikan reagieren: Würde der Papst Inhalte oder Aussagen verbreiten, die der Kommunistischen Partei nicht passen, würden sie mit Sicherheit zensiert werden. So ging es auch schon vielen anderen Kritikern aus Europa. Deshalb erwartet der freie Asienjournalist Fabian Kretschmer auch keine offene Kritik am Kurs der chinesischen Regierungspartei.
Darum ist Religion in China so stark politisiert: Die Kommunistische Partei betrachte jede Form von öffentlichem oder zivilen Leben, das sich ausserhalb der Kommunistischen Partei organisiert, mit Misstrauen, sagt Fabian Kretschmer. Peking sieht unabhängige Organisationen als Bedrohung ihrer Macht an. Besonders Religion und die katholische Kirche sind der chinesischen Regierung suspekt. Sie ist international vernetzt und in der Geschichte, etwa in Polen, hat sie eine bedeutende Rolle bei politischen Umbrüchen gespielt. In China darf die Kirche nur existieren, wenn sie sich der Kommunistischen Partei gegenüber als loyal beweist.