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Religion in China Papst Franziskus «spricht» jetzt auch Mandarin

Die Generalaudienzen des Papstes werden bald auf Mandarin übersetzt. Das soll die Beziehung zwischen dem Vatikan und China entspannen.

Darum geht es: Ab Dezember wird der wöchentliche grosse Auftritt des Papstes, die Generalaudienz, auch in die Amtssprache der Volksrepublik China übersetzt. Der Vatikan richtet sich damit an Mandarinsprechende weltweit, insbesondere an die katholische Gemeinschaft in China. Die Übersetzung in die Amtssprache Chinas ist ein Signal an die dortige katholische Gemeinschaft. Zudem will der Papst die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Peking normalisieren.

So geht es Katholiken in China: Die katholische Kirche in China ist gespalten. Einerseits gibt es die staatlich kontrollierte Kirche, die von Peking überwacht wird. Andererseits existiert die illegale Untergrundkirche. Gläubige, die sich zur Untergrundkirche bekennen, riskieren staatliche Repressionen. Priester und Bischöfe werden oft verfolgt, manche sogar inhaftiert.

Wie viele Katholiken leben in China?

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Ältere Person in Gebetshaltung mit gefalteten Händen.
Legende: Die Übersetzung in die Amtssprache Chinas ist ein Signal an die dortige katholische Gemeinschaft – und eine Annäherung an die Regierung. Reuters/Kim Kyung-Hoon

Laut offiziellen zahlen leben knapp sechs Millionen Katholikinnen und Katholiken in China. Gezählt werden dabei aber nur die Anhänger der staatlich legitimierten Kirche. Christinnen und Katholiken der Untergrundkirche werden nicht erfasst. Schätzungen gehen deshalb von bis zu zwölf Millionen Katholiken in China aus.

Diese Rolle spielt die Kirche in den Beziehungen Vatikan-China: Die Beziehung zwischen China und dem Vatikan ist seit Jahrzehnten angespannt. Ein Beispiel dafür ist die eigenmächtige Ernennung eines Bischofs in Shanghai durch die chinesische Regierung im letzten Jahr. Mit der Übersetzung der Generalaudienzen ins Mandarin signalisiert der Vatikan jedoch, dass er weiterhin auf Dialog setzt. Ob dies die Situation der Christen in China verbessern wird, bezweifelt Journalist Kretschmer, der lange in China gelebt hat. Er sieht gar die Gefahr einer Verschlechterung für die Gläubigen, wenn der Vatikan die Situation mit China immer mehr normalisiert, indem er keine öffentliche Kritik äussert.

So könnte die Kommunistische Partei auf Kritik aus dem Vatikan reagieren: Würde der Papst Inhalte oder Aussagen verbreiten, die der Kommunistischen Partei nicht passen, würden sie mit Sicherheit zensiert werden. So ging es auch schon vielen anderen Kritikern aus Europa. Deshalb erwartet der freie Asienjournalist Fabian Kretschmer auch keine offene Kritik am Kurs der chinesischen Regierungspartei.

Papst Franziskus in weissem Gewand zeigt Daumen hoch, chinesische Flagge im Vordergrund.
Legende: Das Verhältnis zwischen Chinas Führung und dem Vatikan ist seit langem angespannt. Papst Franziskus aber hat sich vorgenommen, die Beziehungen zu normalisieren. Keystone/AP/NG HAN GUAN (03.09.2023)

Darum ist Religion in China so stark politisiert: Die Kommunistische Partei betrachte jede Form von öffentlichem oder zivilen Leben, das sich ausserhalb der Kommunistischen Partei organisiert, mit Misstrauen, sagt Fabian Kretschmer. Peking sieht unabhängige Organisationen als Bedrohung ihrer Macht an. Besonders Religion und die katholische Kirche sind der chinesischen Regierung suspekt. Sie ist international vernetzt und in der Geschichte, etwa in Polen, hat sie eine bedeutende Rolle bei politischen Umbrüchen gespielt. In China darf die Kirche nur existieren, wenn sie sich der Kommunistischen Partei gegenüber als loyal beweist.

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SRF 4 News, 29.11.2024, 06:19 Uhr ; 

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