- Meng Hongwei, Vorsitzender von Interpol, ist seit Ende September unauffindbar.
- Seine Ehefrau hatte ihn als vermisst gemeldet, nachdem er von einer China-Reise nicht zurückgekehrt war.
- Die französische Justiz hat in Lyon, wo sich der Hauptsitz Interpols befindet, eine Ermittlung eingeleitet.
Im Rätselraten über das Schicksal des 64-Jährigen berichtete die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post», Meng sei «direkt nach der Landung in China» vergangene Woche in Gewahrsam genommen worden. Gegen ihn werde ermittelt, berichtete das Blatt unter Hinweis auf eine nicht genannte Quelle. Er sei in den Händen der Disziplinarbehörden.
Was genau dem Vizepolizeiminister vorgeworfen wird, wurde nicht genannt. Aber häufig geht es bei einem solchen Vorgehen um Korruption oder andere Disziplinarverstösse. Nach dem Gesetz müsste die Familie innerhalb von 24 Stunden informiert werden – es sei denn, die Ermittlungen könnten behindert werden.
Aus China gab es vorerst keine Bestätigung für die berichtete Festnahme. Wegen der Ferienwoche um den Nationalfeiertag sind alle Ministerien und Behörden geschlossen.
Ein Fall der Behörden in Frankreich und China
Der französische Sender Europe 1 berichtete, dass Meng nicht mehr von sich habe hören lassen, seit er Frankreich Ende September für eine Reise nach China verlassen habe.
Interpol teilte auf Anfrage mit, man sei sich der Medienberichte über das «angebliche Verschwinden» von Meng Hongwei bewusst. «Dies ist eine Angelegenheit für die zuständigen Behörden in Frankreich und China.»
Für die Führung der Alltagsgeschäfte von Interpol sei Generalsekretär Jürgen Stock verantwortlich. Das Generalsekretariat werde sich nicht näher zu der Angelegenheit äussern.
Wichtigste Polizeiorganisation der Welt
Die Berufung des Chinesen 2016 zum Präsidenten von Interpol hatte Besorgnis unter Menschenrechtlern ausgelöst: Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.
Interpol ist die wichtigste internationale Polizeiorganisation der Welt, ihr Sitz ist Lyon. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen über Interpol unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus.
Der Interpol-Präsident wird immer für vier Jahre gewählt und steht dem Exekutivausschuss der Organisation vor. Dieses Gremium wacht über die Umsetzung der Entscheidungen der jährlichen Generalversammlung der Organisation.