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Kindsmissbrauch durch Kirche in Australien
Aus Tageschronik vom 06.02.2017.
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Untersuchung in Australien Sieben Prozent der katholischen Geistlichen missbrauchten Kinder

  • Sexueller Missbrauch von Kindern war auch in der katholischen Kirche von Australien weit verbreitet. Eine Untersuchungskommission dokumentierte rund 4500 Fälle von Pädophilie in 35 Jahren.
  • Durchschnittlich haben sieben Prozent der Geistlichen zwischen 1950 und 2015 vor allem Knaben missbraucht. In einzelnen Orden hätten sich gar bis zu 40 Prozent der dortigen Glaubensbrüder des Missbrauchs schuldig gemacht.
  • Fast 1900 mutmassliche Täter wurden im Verlauf der Untersuchung identifiziert.
  • Die Vorfälle wurden jahrelang von der Kirche vertuscht. Kritiker werfen der Kirche vor, weiterhin Opfer zu negieren.

Eine offizielle Untesuchung der australischen Justiz hat erschreckende Tatsachen zu Tage gebracht. Zwischen 1980 und 2015 wurden 4'444 Kinder von katholischen Geistlichen in Australien sexuell missbraucht. Im Durchschnitt waren die betroffenen Mädchen zehneinhalb Jahre und die betroffenen Knaben elfeinhalb Jahre alt. SRF-Australien-Korrespondent Urs Wälterlin über die Hintergründe der Untersuchung.

SRF News: Was war der Anlass, diese Untersuchung durchzuführen? Gab es einen grossen Fall?

Urs Wälterlin

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Der gebürtige Basler Urs Wälterlin lebt seit 1992 in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Er berichtet von dort für SRF über Australien, Neuseeland und Ozeanien.

Urs Wälterlin: Nein, es war ein langsamer Prozess. Es gab immer mal wieder Vorwürfe von Überlebenden und Untersuchungen, aber nicht in diesem Ausmass. Die nun veröffentliche Studie ist eine staatliche Untersuchung, eine so genannte Royal Commission. Sie wird auf höchster Ebene der australischen Justiz geführt. Leider – muss man sagen – hat sie sich gelohnt. 4500 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern in den letzten dreissig Jahren in mehr als 1000 kirchlichen Institutionen wurden dokumentiert. Es sind Kirchen, Internate, Heime oder andere katholische Einrichtungen.

Täter wurden von der einen in die andere Kirchgemeinde versetzt, statt sie zur Rechenschaft zu ziehen. So konnten sie ungehindert weitermachen, in einigen Fällen taten sie dies jahrzehntelang.
Autor: Urs Wälterlin SRF-Australien Korrespondent

Diese Missbrauchsfälle sind ein trauriger Befund für die katholische Kirche. Wie haben die Vertreter reagiert?

Ihre Reaktionen waren unterschiedlich, zum Teil waren sie sehr emotional. Ein Vertreter der katholischen Kirche kämpfte mit den Tränen, als er von unentschuldbaren Zuständen sprach. Doch die Kirche ist nicht immer hilfsbereit. Der Vatikan hat sich zum Beispiel geweigert, der Kommission wichtige Dokumente vorzulegen. Widerstand gegen die Offenlegung von Fakten ist nach wie vor vorhanden, und zwar nicht nur in Rom.

Die Untersuchung ist noch nicht ganz zu Ende. Was steht jetzt noch an?

In den nächsten rund drei Wochen soll die Verhaltenskultur in dieser Kirche untersucht werden, und wie sie die Verbrechen ermöglicht haben könnte. Sechs Erzbischöfe sind bereits vorgeladen, um auszusagen. Es herrschte eine Kultur des Schweigens. Täter wurden von der einen in die andere Kirchgemeinde versetzt, statt sie zur Rechenschaft zu ziehen. So konnten sie ungehindert weitermachen, in einigen Fällen taten sie dies jahrzehntelang.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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