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Es ist nicht so einfach, Präsident zu sein
Aus 10 vor 10 vom 28.04.2017.
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100 Tage Trump SRF-Korrespondent: «Für mich fühlt es sich an wie 1000 Tage»

Trumps «alternative Fakten» haben die Medienwelt durchgerüttelt. SRF-Journalist Düggeli sagt, was sich geändert hat.

SRF News: Heute ist Donald Trump 100 Tage als US-Präsident im Amt, das bedeutet auch 100 Tage Trump für Sie als Korrespondent in Washington. Peter Düggeli, wie haben Sie diese Zeit bis jetzt erlebt?

Peter Düggeli

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SRF-Korrespondent Peter Düggeli arbeitet seit Sommer 2015 in Washington. Er ist seit 2010 bei SRF. Düggeli studierte an der Universität Freiburg Geschichte und Englisch und schloss sein Studium 1999 mit einem Lizenziat ab.

Peter Düggeli: Diese ersten 100 Tage fühlen sich für mich an wie 1000 Tage. Trump versucht pausenlos die Schlagzeilen zu beherrschen, und das mit allen möglichen Themen. Das macht die Arbeit sehr anspruchsvoll.

Was ist dabei die grösste Herausforderung?

Das schwierigste ist die Einordnung von Trumps Aussagen, die sich oft den Aussagen seiner Minister widersprechen. Gleichzeitig ändert er immer wieder seine Meinung. Er hat keine konsistente Linie. Oft muss ich mich auch fragen: Ist die Aussage nur Symbolpolitik oder ist sie ernst gemeint? Deshalb kann man den Fokus nur auf Fakten legen.

Wie reagieren die Medien in den USA allgemein auf «Alternative Facts»?

Viele Medien haben mit Fact-Checking aufgerüstet. Das Problem dabei ist aber die Wirkung auf die Leser und Zuschauer. Diese haben jetzt oftmals den Eindruck Journalisten wollen einfach gegen Trump schiessen. Aber das stimmt so nicht. Man ist nicht gegen Trump, sondern einfach für die Fakten.

Werden Sie als Journalist in der Gesellschaft seit Trump anders wahrgenommen?

Je nachdem, wo man gerade ist. Zum Beispiel an einem Ort mit einer grossen Trump-Anhängerschaft, kann es verbal schnell eskalieren. Sobald die Leute hören, dass du dich kritisch über den Präsidenten äusserst, dann wirst du gleich als linker, einseitiger Journalist abgestempelt. Das hat aber auch mit der krassen Spaltung zu tun, die Trump mit seiner Wahl verursacht hat. Es gibt einige linke Medien, die extrem geworden sind und manchmal zu kritisch. Der Fokus liegt dann nur auf dem Negativen und positive Aspekte werden einfach übersehen.

Trump hat kürzlich Journalisten von Medienhäusern wie CNN oder von grossen Zeitungen wie der New York Times aus Pressekonferenzen ausgeschlossen. Wie sieht es mit Schweizer Journalisten aus?

Nach meinen Beobachtungen werden seit Trump vor allem grosse linke, amerikanische Medien anders behandelt: An grossen Medienkonferenzen zum Beispiel durften Journalisten dieser Zeitungen keine Fragen stellen. Nur konservative, rechte Journalisten kamen zu Wort. CNN hat bis heute noch kein einziges Interview mit Trump führen können. Gleichzeitig wird er ständig beim konservativen Sender Fox News interviewt. Wertvoll für mich und kleineren Zeitungen sind aber vor allem die Briefings mit Pressesprechern. Da kommen auch kleine und auswärtige Medien mit Fragen zum Zug.

Was bereitet Ihnen besonders Mühe?

Es ist schwierig, sich an das tiefe Niveau zu gewöhnen. Vom Weissen Haus erwartet man eigentlich eine gewisse Professionalität. Das hat es bis jetzt noch nie gegeben, dass sich zum Beispiel so viele Minister widersprochen haben. Oder, dass der Präsident so krass lügt, zum Beispiel als er Obama vorgeworfen hat, dieser habe ihn im Wahlkampf abgehört.

Macht Ihnen die Arbeit immer noch Spass?

Ja klar! Es ist extrem spannend eine solche einzigartige Zeit mitzuerleben, die es in der modernen Geschichte so noch nie gegeben hat. Dieser Zirkus ist zwar ermüdend, aber immer noch extrem motivierend.

Das Interview führte Deborah Onnis.

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