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Suche nach dem vermissten U-Boot beim Wrack der «Titanic»
Aus 10 vor 10 vom 20.06.2023.
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Suche läuft auf Hochtouren Vermisstes U-Boot beim Wrack der «Titanic»: Das ist bekannt

Die Küstenwache bestätigte, dass Geräusche registriert wurden. Die Suche dauert jedoch an. Der Crew bleibt noch Sauerstoff bis Donnerstag – ein Wettlauf gegen die Zeit.

Was ist passiert? In der Nähe des «Titanic»-Wracks im Nordatlantik ist am Sonntagmorgen ein Tauchboot verschwunden. Der Kontakt zur knapp sieben Meter langen «Titan» war nach etwa einer Stunde und 45 Minuten abgebrochen, nachdem diese vor Cape Cod, der Halbinsel vor Massachusetts, ihren Tauchgang begonnen hatte.

Die Küstenwache bestätigte am frühen Mittwochmorgen, dass Geräusche registriert wurden. Die Suche dauere jedoch an. US-Medien hatten zuvor von internen E-Mails der Regierung über Klopfgeräusche berichtet, die mit dem Tauchboot in Verbindung stehen könnten. Den Einsatzkräften bleibt noch bis Donnerstagmittag Zeit.

Expeditionen von Oceangate

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Die «Titan» gehört zum US-Unternehmen Oceangate, das Privatleute für viel Geld zum Wrack der «Titanic» bringt. Das Passagierschiff war 1912 gesunken und liegt seither auf dem Grund des Ozeans in 3800 Metern Tiefe. Die «Titan» ist im engeren Sinn ein Tauchboot und kein U-Boot. Dies, weil sie nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt.

Die Expeditionen des US-Unternehmens zur «Titanic» dauern insgesamt acht Tage und kosten bis zu 250'000 Dollar pro Person. Die eingesetzten Tauchboote werden zunächst von Eisbrechern transportiert. Diese legen in St. John’s, auf der kanadischen Insel Neufundland, ab und schiffen dann rund 640 Kilometer durch den Atlantik, bis das transportierte Tauchboot über der gesunkenen «Titanic» in die Tiefe sticht.

Die Expeditionen von Oceangate erfolgen laut dem Unternehmen nicht genuin zum touristischen Zweck, sondern hätten eine wissenschaftliche Aufgabe: den Verfall der «Titanic» und das Unterwasser-Ökosystem, das Schiffswracks oft hervorbringen, zu dokumentieren. Die «Titan» ist entsprechend mit hochauflösenden Kameras und Mehrstrahlsonargeräten ausgestattet.

Wer ist verschollen? Nach Angaben der US-Küstenwache befanden sich ein Pilot und vier «Einsatzspezialisten» an Bord, die für die Expedition bezahlt haben. Die «Einsatzspezialisten» wechseln sich mit der Bedienung der Sonargeräte und anderen Aufgaben im Fünf-Personen-Tauchboot ab.

Unter den Passagieren ist der milliardenschwere britische Geschäftsmann Hamish Harding. Weiter sind an Bord der pakistanische Geschäftsmann, Shahzada Dawood, und sein 19-jähriger Sohn, wie deren Familie bestätigte.

Schwerreiche Passagiere

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Legende: Hamish Harding, hier bei einem Flug 2019. Jannicke Mikkelsen via REUTERS

Hamish Harding ist als Abenteurer bekannt. Er hält mehrere Guinness-Weltrekorde, darunter den längsten Tauchgang im Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde, im März 2021. Im Juni 2022 flog der Brite ins All. Sein Unternehmen Action Aviation hatte am Sonntag in den sozialen Medien mitgeteilt, dass Harding an der «Titanic»-Expedition teilnehme.

Shahzada Dawood lebt und arbeitet als Unternehmensberater in Grossbritannien. Laut «Daily Mail» ist der 48-Jährige einer der reichsten Männer Pakistans. Sein Unternehmen investiert in die Landwirtschaft, die Industrie und den Gesundheitssektor. Shahzada Dawood ist auch Mitglied des Kuratoriums des in Kalifornien ansässigen SETI-Instituts, das nach ausserirdischer Intelligenz sucht.

Einer der Passagiere ist auch der französische «Titanic»-Experte Paul-Henri Nargeolet, wie dessen Familie gegenüber der BBC bekräftigte. Schliesslich sei laut Medienberichten Stockton Rush an Bord, Gründer und CEO des Betreiberunternehmens Oceangate.

Wie gross ist die Gefahr für die Crew? Die Suche nach dem Tauchboot ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach Angaben des Anbieters Oceangate reicht der Sauerstoff an Bord in einem Notfall für 96 Stunden. Diese Kapazität bestätigte auch die US-Küstenwache. Hardings Unternehmen Action Aviation verkündete, «dass für diesen Fall Ausrüstung zum Überleben an Bord» sei. 

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SRF-Korrespondentin Viviane Manz zur Suchaktion
Aus 10 vor 10 vom 20.06.2023.
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Wie verläuft die Suche? US-amerikanische und kanadische Schiffe und Flugzeuge suchen gemeinsam ein Gebiet rund 1500 Kilometer östlich von Cape Cod und Boston ab. Sie halten auf der Wasseroberfläche wie auch in der Seetiefe Ausschau nach der «Titan». Laut der US-Küstenwache setzen die Einsatzkräfte auch Sonarbojen ab, die Gegenstände und Fahrzeuge bis in eine Tiefe von rund 4000 Metern orten können. Es sei bereits eine Fläche von rund 26'000 Quadratkilometern abgesucht worden.

Weitere Rettungskräfte auf dem Weg

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Acht weitere Schiffe sind auf dem Weg, um die Suche nach dem vermissten Tauchboot «Titan» in der Nähe des «Titanic"-Wracks im Atlantik zu unterstützen. Dazu gehörten vier Schiffe der kanadischen Küstenwache, das französische Forschungsschiff L’Atalante sowie die kanadische HMCS Glace Bay, die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord habe, teilte die US-Küstenwache am Dienstagabend (Ortszeit) mit.

Laut einem Oceangate-Sprecher arbeiten die Behörden daran, ein ferngesteuertes Fahrzeug, das eine Tiefe von sechs Kilometern erreichen kann, so schnell wie möglich vor Ort zu bringen.

U-Boot-Experte: Schlechte Prognose bei einem Leck

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Laut Alistair Greig, Professor für Meerestechnik am University College London, verfügen Tauchboote in der Regel über ein Fallgewicht. Das ist eine Masse, die sie im Notfall abwerfen können, um mit Hilfe des Auftriebs an die Oberfläche zu gelangen. «Bei einem Strom- oder Kommunikationsausfall könnte dies geschehen sein, und das Tauchboot würde dann an der Oberfläche dümpeln und darauf warten, gefunden zu werden», so Greig.

Ein anderes Szenario sei ein Leck in der Druckhülle, und in diesem Fall sei die Prognose nicht gut. «Wenn das Tauchboot auf den Meeresboden gesunken ist und nicht aus eigener Kraft wieder auftauchen kann, sind die Möglichkeiten sehr begrenzt», so Greig. «Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter liegt, nur sehr wenige Fahrzeuge, die in solche Tiefen vordringen können, und schon gar keine Taucher.» Selbst wenn Fahrzeuge so tief tauchen könnten, bezweifle er, dass sie an der Luke der «Titan» andocken könnten.

Wie ist der Zustand der «Titan»? Das Tauchboot ist in der Lage, vier Kilometer «mit einer komfortablen Sicherheitsmarge» zu tauchen, so die Dokumente, die das Unternehmen im April bei einem US-Bezirksgericht in Virginia eingereicht hat, das für die «Titanic» zuständig ist. In einer Gerichtsakte vom Mai 2021 erklärte Oceangate, die «Titan» verfüge über eine «unvergleichliche Sicherheitsfunktion», die die Unversehrtheit des Rumpfes bei jedem Tauchgang prüfe.

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Archiv: Tauchboot auf dem Weg zur «Titanic» vermisst
Aus Tagesschau vom 19.06.2023.
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Zum Zeitpunkt des Antrags hatte die «Titan» mehr als 50 Testtauchgänge absolviert, unter anderem in der gleichen Tiefe wie die «Titanic» liegt, in tiefen Gewässern vor den Bahamas und in einer Druckkammer. Während einer Expedition im Jahr 2022 meldete Oceangate, dass das Tauchfahrzeug bei seinem ersten Tauchgang ein Problem mit der Batterie gehabt habe und manuell an der Hebeplattform habe befestigt werden müssen. Dies geht aus einer Gerichtsakte hervor.

Schiffswrack der Titanic
Legende: Das Wrack der «Titanic» in der Meerestiefe. 1912 hatte das als unsinkbar geltende Schiff einen Eisberg gerammt. Reuters

SRF 4 News, 20.06.2023, 04:00 Uhr;

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