Die Sache ist weder offiziell noch beschlossen. Eine Expertenkommission hat lediglich festgehalten, 130 auf der Autobahn würden helfen, die Klimaziele zu erreichen. Das hören hier einige gar nicht gern. «Gegen jeden Menschenverstand» sei das, sagte diese Woche kein Geringerer als Verkehrsminister Scheuer.
«Letztes Refugium männlichen archaischen Tuns»
Aber warum ist diese Debatte so aufgeheizt? «Man kann sagen, dass das Autofahren in Deutschland noch das letzte Refugium männlichen archaischen Tuns ist», sagt Andreas Knie, Professor für Soziologie. «Da können die Männer sich noch ausleben, da können sie noch frei sein. Das ist wie Grillen oder Lagerfeuer machen.»
Die Emotionalität erinnert an die Waffendiskussion in den USA. Rational ist das nicht. Deutschland ist das einzige Land in Europa ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen.
«Es sind tatsächlich nur wenige, die das bis aufs Blut verteidigen. Und das sind Männer, die in machtvollen Positionen sitzen. Da sind viele Journalisten dabei, da sind viele Politiker dabei. Und die möchten ungern diesen letzten Rest der Freiheit verlieren», so Knie.
Freie Fahrt für Freie Bürger. Dieses Narrativ wird seit den 1970er-Jahren gepflegt. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Die Hälfte der Deutschen können sich ein Tempolimit heute vorstellen. Das zeigen neuste Umfragen. Nicht zuletzt, weil damit besonders schwere Unfälle verhindert werden könnten.
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