Das ist passiert: Nach der Entgleisung der historischen Standseilbahn «Elevador da Gloria» am Mittwochabend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt sind 17 Menschen ums Leben gekommen. 23 Menschen sind verletzt, wie eine Rettungsorganisation mitteilte. Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Die Opfer: In der Nacht sind laut der Sprecherin einer Rettungsorganisation zwei der Verletzten gestorben. Unter den 21 Verletzten befindet sich gemäss Angaben der Leiterin des städtischen Zivilschutzes mindestens 11 Ausländer – darunter auch eine Schweizerin. Das EDA hat dies nun bestätigt. Über mögliche Schweizer Todesopfer hat das Aussendepartement in Bern bisher keine Informationen.
Der Vorgang: Kurz nach 18 Uhr Ortszeit war das tramähnliche Fahrzeug mit zahlreichen Insassen auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Strasse mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.
Das berichten Augenzeugen: TV-Bilder zeigten den Wagen total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. «Es war wie im Actionfilm», sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: «Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen.»
Die Bahn: Der «Elevador da Gloria» wurde 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores über eine Strecke von rund 265 Metern mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, denen die Strecke zu Fuss zu steil ist.
Trauer ausgerufen: «Portugal trauert», sagte Stadtpräsident Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender «SIC Notícias» sichtlich niedergeschlagen. Es sei vor allem für die Stadt Lissabon «tragisch, ein schrecklicher Abend». Moedas rief eine dreitägige Trauer aus. Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro sagte alle seine Termine ab.
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Bild 1 von 5. Bei der Entgleisung der Standseilbahn «Elevador da Gloria» kamen 17 Menschen ums Leben. Mehrere Menschen wurden verletzt. Bildquelle: REUTERS/Pedro Nunes.
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Bild 2 von 5. Laut Berichten ereignete sich der Unfall gegen 18 Uhr. Bildquelle: EPA/MIGUEL A. LOPES.
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Bild 3 von 5. Die gelbe Standseilbahn kippte beim Unfall zur Seite und wurde dabei grösstenteils zerstört. Bildquelle: AP Photo/Armando Franca.
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Bild 4 von 5. Alle Opfer seien aus den Trümmern geborgen worden, sagte der Leiter des Rettungsdienstes. Bildquelle: EPA/MIGUEL A. LOPES.
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Bild 5 von 5. Die im Jahr 1885 eröffnete Standseilbahn verbindete den zentralen Platz Praça dos Restauradores über eine Strecke von rund 265 Metern mit einem höher gelegenen Stadtteil in Lissabon. Bildquelle: REUTERS/Pedro Rocha.
Betreiber weist Vorwürfe zurück: Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. «Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt», hiess es in einem Bericht. Trotzdem liess die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete «SIC Notícias».
Präsident fordert schnelle Aufklärung: Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall «zutiefst» und forderte, dass der Vorfall «rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt» werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.