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Todesfalle Touristenattraktion Lissabon: 17 Tote nach Unfall von Standseilbahn – das ist bekannt

Eine der berühmtesten Attraktionen Lissabons ist innerhalb von Sekunden zur Todesfalle geworden. Was dazu bekannt ist.

Das ist passiert: Nach der Entgleisung der historischen Standseilbahn «Elevador da Gloria» am Mittwochabend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt sind 17 Menschen ums Leben gekommen. 23 Menschen sind verletzt, wie eine Rettungsorganisation mitteilte. Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

«Ein enormer Verlust für Lissabon»

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Tilo Wagner, freier Journalist in Lissabon, schätzt die Auswirkungen des Unfalls auf die Tourismusdestination ein: «Es ist das schwerste Unglück in Lissabon in den vergangenen Jahrzehnten. Und es passierte mit einer dieser typischen gelben Standseilbahnen, die dieses zeitlose Lissabon symbolisiert und auf Tausenden von Postkarten zu sehen ist. Wir wissen nicht, ob diese Standseilbahn jemals wieder fahren wird», sagt er gegenüber SRF.

Für die Stadt sei dies ein enormer Verlust. «Wie das allerdings dem Tourismus in Lissabon mittelfristig schaden könnte, ist nicht klar. Jahr für Jahr werden hier neue Rekorde gebrochen. Die Stadt erlebt einen enormen Tourismusboom, und es fällt schwer, sich vorzustellen, dass sich diese Entwicklung selbst durch ein so schweres Unglück aufhalten lässt.»

Die Opfer: In der Nacht sind laut der Sprecherin einer Rettungsorganisation zwei der Verletzten gestorben. Unter den 21 Verletzten befindet sich gemäss Angaben der Leiterin des städtischen Zivilschutzes mindestens 11 Ausländer – darunter auch eine Schweizerin. Das EDA hat dies nun bestätigt. Über mögliche Schweizer Todesopfer hat das Aussendepartement in Bern bisher keine Informationen.

EDA steht im Kontakt mit Schweizer Bürgerin

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Von einer verletzten Schweizer Bürgerin habe das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Kenntnis, heisst es in einer Mitteilung. Die Schweizerische Botschaft in Lissabon stehe in Kontakt mit der Betroffenen und betreue sie im Rahmen des Konsularischen Schutzes. Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen machte das EDA keine weiteren Angaben.

Der Vorgang: Kurz nach 18 Uhr Ortszeit war das tramähnliche Fahrzeug mit zahlreichen Insassen auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Strasse mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.

Das berichten Augenzeugen: TV-Bilder zeigten den Wagen total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. «Es war wie im Actionfilm», sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: «Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen.»

Die Bahn: Der «Elevador da Gloria» wurde 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores über eine Strecke von rund 265 Metern mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, denen die Strecke zu Fuss zu steil ist.

Trauer ausgerufen: «Portugal trauert», sagte Stadtpräsident Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender «SIC Notícias» sichtlich niedergeschlagen. Es sei vor allem für die Stadt Lissabon «tragisch, ein schrecklicher Abend». Moedas rief eine dreitägige Trauer aus. Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro sagte alle seine Termine ab.

Betreiber weist Vorwürfe zurück: Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. «Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt», hiess es in einem Bericht. Trotzdem liess die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete «SIC Notícias».

Präsident fordert schnelle Aufklärung: Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall «zutiefst» und forderte, dass der Vorfall «rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt» werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

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SRF4 News, 03.09.25, 21 Uhr ; 

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