Seit seinem Amtsantritt im Januar brach US-Präsident Donald Trump einen Handelskrieg mit aller Welt vom Zaun. Ins Visier ist auch der nördliche Nachbarstaat der USA geraten: Kanada.
Trump erliess nicht nur Zölle auf Stahl und Energieprodukte aus Kanada, er drohte auch damit, sich das Land als 51. US-Bundesstaat einzuverleiben. Die neue US-Gangart missfällt den Kanadiern. Sie haben mit Boykotten von US-Produkten und «Elbows up», ausgefahrenen Ellbogen, reagiert.
Neuer Premier will Trump die Stirn bieten
Vergangene Woche hat Kanada gewählt. An der Spitze des Landes steht neu der Liberale Mark Carney. Er ist mit dem Versprechen angetreten, Trump die Stirn zu bieten. Heute trafen der Premierminister und der US-Präsident in Washington erstmals aufeinander.
Das Treffen war aus verschiedenen Gründen wichtig: Was kann Carney der Rhetorik Trumps entgegensetzen? Kann er ihm einen Handelskompromiss abringen? Wie sieht die Beziehung zwischen Kanada und den USA in Zukunft aus?
Wirtschaftlich eng verwoben
Kanada ist das wichtigste Exportziel für US-Güter. 2024 flossen Waren im Wert von 348 Milliarden US-Dollar. Die wichtigsten Produkte sind Fahrzeuge, Maschinen sowie Treibstoffe und Öl.
Nach Mexiko und China ist Kanada das Land, von dem die USA am meisten importiert. Für die kanadische Handelsbilanz sind die USA nicht wegzudenken. 76 Prozent der kanadischen Güter- und Warenexporte gehen in die USA. Zu den Top-Exportgütern Kanadas gehören Treibstoffe und Öl sowie Fahrzeuge.
Die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen den Ländern ist auch durch das gemeinsame Freihandelsabkommen zusammen mit Mexiko, USMCA, geprägt. US-Präsident Trump hat dieses jedoch mit seinen Zöllen torpediert und umgeht mit einer Notstandsklausel Teile des Abkommens.
Kanada reagierte auf Trumps Handelskrieg selbst mit Gegenzöllen. Beim Treffen mit Trump wollte sich der kanadische Premierminister für einen «Deal» einsetzen. «Meine Regierung wird darum kämpfen, das beste Abkommen zu erhalten. Das wird so lange dauern wie nötig, aber nicht länger», so Carney vor dem Treffen.
Im Vorfeld sagte US-Handelsminister Howard Lutnick im TV-Sender Fox Business, dass es «sehr kompliziert» werden könne. Er stichelte zudem, Kanada habe jahrzehntelang auf Kosten der USA profitiert.
«Kanada steht nicht zum Verkauf»
Auch in Sicherheitsfragen sind Kanada und die USA eng verbündet. Beide Länder gehören der Nato an und engagieren sich im Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando (Norad). Kanada bezieht von den USA auch wichtige Rüstungsgüter. So ersetzt die kanadische Regierung ihre Kampfjets mit 88 F-35-Jets aus den USA.
Möglichen territorialen Ambitionen von US-Präsident Trump hat der kanadische Premier humorvoll, aber unmissverständlich eine klare Absage erteilt.
«Wie Sie aus der Immobilienbranche wissen, gibt es einige Orte, die niemals zum Verkauf stehen», sagte Carney beim Treffen mit dem Republikaner im Weissen Haus, als Trump entsprechende Anspielungen machte. «An einem solchen sitzen wir gerade. Sie kennen ja auch den Buckingham-Palast, den Sie besucht haben.» Das gelte auch für Kanada, machte Carney dann deutlich. «Es steht nicht zum Verkauf, und wird auch nie zum Verkauf stehen», sagte Carney. Trump erwiderte grinsend: «Sag niemals nie», woraufhin Carney in Richtung der anwesenden Reporter im Raum lächelte.