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Treffen der Staatschefs Kanada und USA ringen um neue Beziehung: Das steht auf dem Spiel

Die Staatschefs der USA und Kanadas trafen aufeinander. Sie verhandelten die Beziehung zwischen den beiden Ländern neu.

Seit seinem Amtsantritt im Januar brach US-Präsident Donald Trump einen Handelskrieg mit aller Welt vom Zaun. Ins Visier ist auch der nördliche Nachbarstaat der USA geraten: Kanada.

Trump erliess nicht nur Zölle auf Stahl und Energieprodukte aus Kanada, er drohte auch damit, sich das Land als 51. US-Bundesstaat einzuverleiben. Die neue US-Gangart missfällt den Kanadiern. Sie haben mit Boykotten von US-Produkten und «Elbows up», ausgefahrenen Ellbogen, reagiert.

Neuer Premier will Trump die Stirn bieten

Vergangene Woche hat Kanada gewählt. An der Spitze des Landes steht neu der Liberale Mark Carney. Er ist mit dem Versprechen angetreten, Trump die Stirn zu bieten. Heute trafen der Premierminister und der US-Präsident in Washington erstmals aufeinander.

Mann winkt aus Flugzeugtür mit kanadischem Wappen.
Legende: Mark Carney besteigt das Flugzeug für die Reise nach Washington, wo er US-Präsident Donald Trump treffen wird. (5.5.2025) REUTERS/Patrick Doyle

Das Treffen war aus verschiedenen Gründen wichtig: Was kann Carney der Rhetorik Trumps entgegensetzen? Kann er ihm einen Handelskompromiss abringen? Wie sieht die Beziehung zwischen Kanada und den USA in Zukunft aus?

Wirtschaftlich eng verwoben

Kanada ist das wichtigste Exportziel für US-Güter. 2024 flossen Waren im Wert von 348 Milliarden US-Dollar. Die wichtigsten Produkte sind Fahrzeuge, Maschinen sowie Treibstoffe und Öl.

Nach Mexiko und China ist Kanada das Land, von dem die USA am meisten importiert. Für die kanadische Handelsbilanz sind die USA nicht wegzudenken. 76 Prozent der kanadischen Güter- und Warenexporte gehen in die USA. Zu den Top-Exportgütern Kanadas gehören Treibstoffe und Öl sowie Fahrzeuge.

Die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen den Ländern ist auch durch das gemeinsame Freihandelsabkommen zusammen mit Mexiko, USMCA, geprägt. US-Präsident Trump hat dieses jedoch mit seinen Zöllen torpediert und umgeht mit einer Notstandsklausel Teile des Abkommens.

Kanada reagierte auf Trumps Handelskrieg selbst mit Gegenzöllen. Beim Treffen mit Trump wollte sich der kanadische Premierminister für einen «Deal» einsetzen. «Meine Regierung wird darum kämpfen, das beste Abkommen zu erhalten. Das wird so lange dauern wie nötig, aber nicht länger», so Carney vor dem Treffen.

Trump hält vorerst an Zöllen gegen Kanada fest

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Kanadas Premierminister Mark Carney kann nach Angaben von US-Präsident Donald Trump nicht mit einer Aufhebung von Zöllen als Ergebnis des heutigen Treffens rechnen.

Die USA würden ihre eigenen Autos herstellen und diese nicht aus Kanada bekommen wollen. «Wir erheben Zölle auf Autos aus Kanada und ab einem bestimmten Punkt wird es für Kanada wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergeben, diese Autos zu bauen», sagte Trump gegenüber einer Journalistin. Auch Stahl aus Kanada würden die USA nicht wollen, da sie ihren eigenen herstellen würden.

Im Vorfeld sagte US-Handelsminister Howard Lutnick im TV-Sender Fox Business, dass es «sehr kompliziert» werden könne. Er stichelte zudem, Kanada habe jahrzehntelang auf Kosten der USA profitiert.

«Kanada steht nicht zum Verkauf»

Auch in Sicherheitsfragen sind Kanada und die USA eng verbündet. Beide Länder gehören der Nato an und engagieren sich im Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando (Norad). Kanada bezieht von den USA auch wichtige Rüstungsgüter. So ersetzt die kanadische Regierung ihre Kampfjets mit 88 F-35-Jets aus den USA.

Kanadische und amerikanische Flaggen wehen im Wind.
Legende: Die Beziehung zwischen den USA und Kanada ist überschattet von Trumps aggressiver Handelspolitik. REUTERS/Chris Helgren

Möglichen territorialen Ambitionen von US-Präsident Trump hat der kanadische Premier humorvoll, aber unmissverständlich eine klare Absage erteilt.

Carney: «sehr konstruktive Gespräche»

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Zwei Männer, die in einem formellen Raum auf einem Sofa sprechen.
Legende: US-Präsident Donald Trump trifft den kanadischen Premierminister Mark Carney in Washington. Reuters/REUTERS/Leah Millis

Der kanadische Premierminister Mark Carney sagte kurz nach dem Treffen mit dem US-Präsident, er habe «sehr konstruktive Gespräche» mit Donald Trump im Weissen Haus geführt und versicherte, dass sie sich darauf geeinigt hätten, den Dialog fortzusetzen. «Wir haben uns darauf geeinigt, unsere Gespräche in den kommenden Wochen fortzusetzen und freuen uns darauf, uns beim G7-Gipfel, der im Juni in Kanada stattfinden soll, persönlich zu treffen».

Carney sagte aber weiter, Trump solle damit «aufhören, Kanada den 51. US-Bundesstaat» zu nennen. «Wir werden die Herren in unserem eigenen Haus sein», fügte er hinzu.

Auch US-Präsident Trump äusserte sich nach dem Treffen. Mark Carney sei ein «aussergewöhnlicher Mann» und es sei ein gutes Treffen gewesen.

«Wie Sie aus der Immobilienbranche wissen, gibt es einige Orte, die niemals zum Verkauf stehen», sagte Carney beim Treffen mit dem Republikaner im Weissen Haus, als Trump entsprechende Anspielungen machte. «An einem solchen sitzen wir gerade. Sie kennen ja auch den Buckingham-Palast, den Sie besucht haben.» Das gelte auch für Kanada, machte Carney dann deutlich. «Es steht nicht zum Verkauf, und wird auch nie zum Verkauf stehen», sagte Carney. Trump erwiderte grinsend: «Sag niemals nie», woraufhin Carney in Richtung der anwesenden Reporter im Raum lächelte. 

Heute Morgen, 30.4.2025, 9 Uhr ; 

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