- Bei ihrem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Istanbul hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel Hilfe in der Flüchtlingspolitik zugesagt.
- Zudem will Deutschland die Türkei bei der Stärkung ihrer Küstenwache unterstützen.
- Erdogan rief in der gemeinsamen Pressekonferenz die EU dazu auf, mehr Verantwortung für die Versorgung syrischer Flüchtlinge zu übernehmen.
Dass die EU und die europäischen Länder den Syrern «noch mehr und schnellere Hilfe leisten, ist allem voran eine menschliche Verantwortung», sagte Erdogan.
Die Türkei hat mehr als 3.6 Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen. Gleichzeitig haben sich die Kämpfe rund um die von Rebellen kontrollierte syrische Region Idlib zuletzt intensiviert. Erdogan sagte, inzwischen seien 400'000 Menschen in Richtung türkische Grenze geflohen. Das Thema Flüchtlinge hat damit wie erwartet eine grosse Rolle bei den Gesprächen gespielt, die eine Stunde und 20 Minuten gedauert haben sollen.
Hilfe in Idlib und bei der Küstenwache
Merkel kam ebenfalls auf die Situation in Idlib zu sprechen. Es sei in den Gesprächen um Möglichkeiten gegangen, die Türkei bei der Versorgung von Menschen zu unterstützen, die auf syrischem Gebiet in Zelten lebten. Hier stehe die Türkei vor einem «Riesenproblem». Erdogan sagte, dass die Kanzlerin angeboten habe, zu helfen. Es gehe um feste Unterkünfte sowie «Heizmöglichkeiten».
Auch der türkischen Küstenwache sagte Merkel Hilfe zu. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Versuch, Migranten auf dem Weg nach Griechenland und damit in die EU aufzuhalten. Zuletzt waren wieder mehr Boote mit Flüchtlingen aus der Türkei angekommen.
Die Kanzlerin war in der Nacht zuvor für einen eintägigen Besuch angereist und am Freitagmorgen von Erdogan bei der gemeinsamen Einweihung der Deutschen-Türkischen Universität betont herzlich als «geschätzte Freundin» begrüsst worden. Zuletzt hatten sich die bei der Berliner Libyen-Konferenz gesehen. Berlin hat hier die Rolle eines Vermittlers übernommen.
Erdogan hatte Merkel bereits am Vormittag dafür gedankt und gesagt, die Türkei werde den Berliner Prozess weiter unterstützen. Er mahnte aber, dass das «Chaos-Klima» in Libyen das ganze Mittelmeergebiet beeinflussen werde, sollte nicht so bald wie möglich Ruhe geschaffen werden.
Während der Medienkonferenz betonte Erdogan, dass die Türkei die international anerkannte Regierung in Tripolis weiter militärisch unterstützen werde. General Chalifa Haftar, der sich mit der Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch einen Machtkampf liefert, habe in den vergangenen Tagen seine Angriffe verstärkt. Die Türkei sei entschlossen, die libyschen Brüder nicht allein zu lassen.
Die Entsendung von türkischen Soldaten nach Libyen hatte die Sorgen vor einem Stellvertreterkrieg verschärft und zu einer Serie internationaler Krisentreffen geführt. Erdogan betonte erneut, dass die türkischen Soldaten für Ausbildungszwecke dort seien.