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Krieg in Afghanistan Trump will auf Konfrontationskurs zu Pakistan gehen

Zurzeit befinden sich noch rund 8000 US-Soldaten in Afghanistan – ausserdem etliche tausend aus anderen Nato-Ländern. Sie unterstützen die afghanische Armee; sie übernehmen Beratungs- und Ausbildungsaufgaben.

Ursprünglich wollte Donald Trump Afghanistan zügig ganz den Rücken kehren. Doch davon haben ihn nun seine Ex-Generäle abgebracht: John Kelly als Stabschef, Herbert Raymond McMaster als Sicherheitsberater und James Mattis als Verteidigungsminister bilden ein starkes Trio in Washington. Diese drei sind besorgt aufgrund der Einschätzungen der amerikanischen Kommandeure vor Ort, in Afghanistan selber. Sie klagen immer lauter, die afghanische Armee sei noch längst nicht imstande, allein mit den Taliban, dem IS und Al Kaida fertigzuwerden. Und die Regierung in Kabul verliere die Kontrolle über immer grössere Teile des Landes.

US-Isolationismus ist also eher wieder «out», wenigstens für den Moment.
Autor: Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

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Der diplomatische Korrespondent ist stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St.Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» und Chefredaktor der «Weltwoche».

Zumindest vorläufig scheinen die Militärs in Washington Oberwasser zu haben gegenüber dem «America-First»-Lager, das vom eben erst geschassten Stephen Bannon angeführt wurde. US-Isolationismus ist also eher wieder «out», wenigstens für den Moment. Ob das lange so bleibt, ist offen. Denn unter Trumps Kernwählern ist ein isolationistischer Kurs nach wie vor populär.

Trump macht es wie Obama

Trumps Afghanistan-Kehrtwende ist freilich nur eine, wenn man sie misst an seinen eigenen Wahlkampfaussagen. Im Wesentlichen führt er nun die Politik von Vorgänger Barack Obama gegen Ende von dessen Amtszeit weiter. Allenfalls mit einem leicht aufgestockten Truppenbestand – die Rede ist von zusätzlich 4000 Mann – und wieder vermehrt Kampfeinsätzen.

Ein Punkt in Trumps Ansage fällt allerdings auf und irritiert. Der US-Präsident will nämlich auf Konfrontationskurs gehen zu Pakistan. Dieses schützt und stützt nach wie vor die afghanischen Taliban und ihnen nahestehenden Kräfte, um so Einfluss im Nachbarland zu behalten. Dass das den USA nicht passt, ist seit langem klar. Doch dass Trump gelingt, Pakistan von seinem Kurs abzubringen, ist illusorisch.

Denn solange Pakistan immer kräftiger von China unterstützt wird, wird es sich US-Forderungen nicht beugen. Und indem Trump ausserdem eine wachsende Rolle Indiens in Afghanistan wünscht, tut er den amerikanischen und afghanischen Interessen keinen Gefallen: Denn Pakistan will nicht zuletzt deshalb unbedingt in Afghanistan präsent sein, weil es verhindern will, dass das Land zum Schützling seines Erzfeinds Indien wird.

Und ganz generell gilt: Ausgegoren ist Trumps Afghanistan-Politik nicht. Unklar bleibt, was die USA am Ende erreichen wollen: Die Taliban schlagen? Eine Verhandlungslösung erzwingen? Mit welchen Beteiligten?

Wie soll den gut 10'000 Soldaten plötzlich gelingen, woran die Nato in den letzten 16 Jahren mit zeitweilig fast 150'000 Mann gescheitert ist?
Autor: Fredy Gsteiger

Jetzt schon ist klar: Selbst wenn die US-Truppen nun doch noch lange bleiben, spricht wenig für einen Erfolg. Wie soll den gut 10'000 Soldaten plötzlich gelingen, woran die Nato in den letzten 16 Jahren mit zeitweilig fast 150'000 Mann gescheitert ist?

Die Befriedung Afghanistans mit militärischen Mitteln ist auch jetzt nicht abzusehen.

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