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Kadaver eines Elefanten in Botswana: 400 dürfen neu pro Jahr geschossen werden.
Legende: Kadaver eines Elefanten in Botswana: 400 Tiere dürfen neu pro Jahr geschossen werden. Reuters

Umstrittene Abschuss-Lizenzen Trophäenjäger gegen Fototouristen in Botswana

Das beliebte Safari-Land erlaubt seit kurzem wieder den Abschuss von jährlich 400 Elefanten. Die Meinungen sind geteilt.

Botswana hat im Frühsommer angekündigt, das Verbot der Elefantenjagd zu lockern. Die Konflikte zwischen Menschen und Elefanten hätten zugenommen, und das habe negative Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen, so die Regierung. Es dürfen pro Jahr maximal 400 Elefanten geschossen werden. Dazu braucht es aber eine staatliche Lizenz.

Die ersten Abschüsse werden im Frühling 2020 stattfinden. Der botswanische Umweltminister Kitso Mokaila betonte, dass die Lockerung des Verbots nicht zu unkontrollierter Jagd führen werde. Doch die neue Praxis ist international sehr umstritten.

Zerstörerische Trampeltiere

«Zeit»-Journalist Bastian Berbner hat Botswana bereist. Dabei sei ihm klargeworden, dass die Gründe für die Legalisierung der Elefantenjagd «gar nicht so schlecht» seien, wie er gegenüber SRF sagt.

«Elefanten fressen bis zu 250 Kilogramm Futter pro Tag und trinken 160 Liter Wasser», sagt er. Laut der Weltnaturschutzorganisation IUCN leben zurzeit rund 130’000 Elefanten in Botswana. In einer semiariden Region wie Botswana könne dies zum Problem werden, so Berbner. Es komme tatsächlich häufig zu Konflikten im Zusammenleben mit Menschen. Elefanten könnten innerhalb weniger Stunden eine ganze Jahresernte eines Bauern auf einem Feld zerstören.

Pro Wildlife fordert Kompensationszahlungen

Das bestätigt auch Daniela Freyer, Sprecherin der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Deshalb sei es wichtig, dass die betroffenen Bauern unbürokratisch vom Staat entschädigt würden. Aber deswegen 400 Elefanten zum Abschuss freizugeben, hält sie für verfehlt.

Vor allem sagt sie: «Die Elefantenjagd wird nicht dazu beitragen, die Konflikte mit den Menschen zu verringern. Denn die Elefanten, die Felder schädigen, sind in der Regel junge Tiere oder ganze Herden. Es sind nicht jene, die Trophäenjäger im Visier haben.» Die Trophäenjäger suchten nämlich alte Männchen.

Verkauf von Lizenzen als Geldquelle

Die staatlichen Lizenzen zum Töten von Elefanten würden nicht nur an reiche Grosswildjäger aus dem Westen vergeben, sondern auch an Dorfgemeinschaften, sagt Journalist Berbner: «Diese können die Lizenzen gewinnbringend verkaufen.»

Doch im Vergleich zu den Nachbarländern sind die Lizenzen in Botswana vergleichsweise günstig, wie Freyer sagt. 600 Euro kostet eine Lizenz für Einheimische, 1’600 Euro für ausländische Trophäenjäger. Das sei fast nichts, so Freyer. «Im Nachbarland Mosambik verdient der Staat an einer Lizenz zum Abschiessen eines Elefanten etwa 10’000 Euro. In Südafrika ist es noch mehr.»

Insgesamt gebe ein ausländischer Jäger etwa 40’000 oder mehr Euro für seine Grosswildjagd aus. «Das Geld landet grossmehrheitlich in den Taschen der Jagdreisenveranstalter», sagt Freyer. Die lokale Bevölkerung profitiere kaum.

Jagd schreckt andere Touristen ab

«Botswana ist ein Paradies für Safaritouristen», sagt Journalist Berbner. Das sieht auch die Tierschutzorganisation Pro Wildlife so. Doch mit den Abschüssen werde der Naturtourismus Schaden nehmen, sagt die Sprecherin.

Denn Jagdtouristen schrecken Fototouristen ab. «Laut Erhebungen lassen sich pro Jahr und Elefant mit Fototouristen ungefähr 20’000 Euro verdienen», sagt Freyer. «Doch die meisten Menschen wollen Elefanten und andere Wildtiere lebend sehen, und darum vertragen sich der Jagdtourismus und der Fototourismus nicht.»

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