«Sehr süss und nussig», urteilt Professor Songpol Somsri, während er das gelbe Fruchtfleisch probiert. Er achtet auf Geschmack, Textur und Farbe – in einer Ernsthaftigkeit, mit der andere Menschen Wein degustieren.
Mit einem scharfen Messer schneidet er durch die dicke und dornige Schale von weiteren Durian-Varianten, sie sind so gross wie Fussbälle. Seit über vier Jahrzehnten forscht der inzwischen pensionierte Biologie-Professor zur Durian.
Die von ihm über die Jahre gezüchteten Varianten tragen die Namen Chanthaburi 1 bis 10. Chanthaburi ist der Name der Provinz, aus der der Professor stammt. Sie ist weit über Thailand hinaus für ihre Durian bekannt. Die Durian hat viele in Chanthaburi reich gemacht.
Wohlhabende Durian-Bauern
So auch Phanuwat Maikaew. Der Durianhändler ist Vorsitzender der lokalen Exportvereinigung. Er sitzt auf der Veranda seines grossen Hauses. Am Handgelenk baumelt eine dicke Goldkette.
Früher sei das Leben der Landwirte in der Region sehr hart gewesen, heute ging es ihnen dagegen gut, erklärt Phanuwat. «Sie fahren keine japanischen Autos mehr, sondern europäische Importwagen.»
Die Chinesen glauben, dass die Durian gesund ist und eine Durian mit all den Nährstoffen besser ist als zwei Poulets.
Alles dank der Durian und dank der Chinesen, sagt Phanuwat. In den vergangenen Jahren seien diese nämlich auf den Geschmack gekommen. Inzwischen exportiert man hier 90 Prozent der Durian nach China. «Sie haben eine höhere Kaufkraft und legen grossen Wert auf gute Lebensmittel. Sie glauben, dass die Durian gesund ist und eine Durian mit all den Nährstoffen besser ist als zwei Poulets.»
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Bild 1 von 3. Harter Schale, Stacheln und ein strenger Geruch: Die Durian-Frucht schreckt auf den ersten Blick ab. Immer mehr Menschen in Asien gilt sie aber als wahre Gaumenfreude. Bildquelle: Getty Images/Boy_Anupong.
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Bild 2 von 3. In den Läden wird die (vermeintliche) Köstlichkeit auch als Dessert angeboten. Bildquelle: Martin Aldrovandi/SRF.
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Bild 3 von 3. Harte Arbeit, die sich inzwischen auch lohnt: Das Geschäft mit den Durian-Früchten boomt in Thailand. Bildquelle: Martin Aldrovandi/SRF.
Früher kostete ein Kilo Durian umgerechnet weniger als einen Franken. Heute kann eine gute Durian bis über 500 Franken kosten. Das grosse Interesse der Chinesen an der Durian habe dazu geführt, dass auch die Thailänderinnen und Thailänder mehr Durian konsumierten, sagt Phanuwat: «Die teure Premium-Qualität wird nach China exportiert.»
«Schweinekot mit Sportsocke»
Trotz des Trends bleibt die Durian eine umstrittene Frucht. In Hotels in Südostasien prangt neben dem «Rauchen verboten»-Schild meistens auch ein rotes Schild mit einer durchgestrichenen Durian. Wegen ihres starken Geruchs ist sie in Taxis ebenso verboten wie in der Lobby der meisten Wohnhäuser.
Es sei wie «ein Glacé auf einem öffentlichen WC zu essen», sagen die Durian-Kritikerinnen. Andere, wie der amerikanische Reisereporter und Journalist Richard Sterling, gehen noch weiter. Die Durian rieche wie «Schweinekot mit Zwiebeln und Terpentin garniert mit einer gebrauchten Sportsocke».
Durian bald auch im Westen beliebt?
Zu Unrecht, sagt Lindsay Gasik. Die Amerikanerin ist Durian-Influencerin, veranstaltet Durian-Reisen und betreibt einen Durian-Blog. Die Durian rieche zwar intensiv, sagt sie, aber stinken würde eine gute Durian nicht.
Bislang wird die Frucht vor allem in Asien konsumiert. Durian-Experte Songpol will dies ändern, und hofft auf neue Absatzmärkte im Westen. Dafür hat er Züchtungen erschaffen, die kaum noch riechen.
Durian-Influencerin Lindsay Gasik gibt sich zuversichtlich: «Früher sagte man, dass die Amerikaner niemals Sushi essen würden, weil sie sich vor rohem Fisch ekelten. Das hat sich als falsch herausgestellt.» Inzwischen sei Sushi auch im Westen beliebt. Die Durian, ist sie überzeugt, habe dieselbe Zukunft.