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Weiter wie bisher ist keine Option
Aus Rendez-vous vom 09.02.2018.
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UNO-Blauhelme Nur wer zuerst schiesst, überlebt

Die UNO hat ein Problem: Ihre Blauhelm-Einsätze werden immer gefährlicher. Im letzten Jahr sind fast doppelt so viele Blauhelmsoldaten getötet worden wie 2016. Deshalb überlegt sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, was zu tun sei, um die derzeit 110'000 im Einsatz befindlichen UNO-Friedenssoldaten besser zu schützen.

Die Gründe für die zunehmend gefährlichen Einsätze: Die UNO-Blauhelmsoldaten und -Polizisten werden immer öfter in Ländern eingesetzt, in denen noch gar kein Frieden herrscht. Die Friedenssoldaten haben also nicht bloss die Aufgabe, einen Frieden zu sichern, sondern müssen einen solchen überhaupt erst schaffen oder sogar erzwingen. So etwa im Kongo, in Zentralafrika oder in Mali. Dadurch geraten sie öfters in die Schusslinie der Kriegsparteien.

Bewaffnete Blauhelme auf einem Pick-up unterwegs.
Legende: Sollen sie aggressiver auftreten? Blauhelm-Soldaten in der Elfenbeinküste. Keystone

Ein Hardliner auf Lösungssuche: UNO-Generalsekretär Guterres beauftragte den brasilianischen General Carlos Alberto dos Santos Cruz damit abzuklären, was zu tun sei. Der Mann mit 40 Jahren Erfahrung als Soldat und Offizier nahm seine Aufgabe stets sehr ernst, Zivilisten und die eigenen Soldaten zu schützen. Cruz, der unter anderem die UNO-Blauhelmeinsätze in Haiti und im Kongo befehligte, verfolgte sein Ziel stets mit robustem Engagement.

Feinde nehmen UNO-Soldaten nicht ernst: General Cruz nimmt in seinem Bericht kein Blatt vor den Mund: Die UNO habe sich bisher nicht der neuen Wirklichkeit gestellt. Sie glaube immer noch, die blauen Helme und die UNO-Flagge allein böten genug Schutz. Die UNO-Soldaten verhielten sich zu passiv. Dadurch bestimme allein der Feind, wo und wann er die Blauhelme attackieren wolle. «Unsere Schwäche tötet unsere eigenen Leute», schreibt Cruz.

Bericht mit politischem Zündstoff: Viele der Akteure in Krisengebieten verstünden leider einzig die Sprache der Gewalt, so der brasilianische General weiter. Deshalb müsse auch die UNO vermehrt Gewalt ausüben, kommt er zum Schluss. Anders ausgedrückt: Zuerst töten, um nicht getötet zu werden. Würden die Ratschläge des Cruz-Berichts eins zu eins umgesetzt, würde das für die UNO-Friedensoperationen nichts weniger als eine Revolution bedeuten.

Legende:
Im Friedensdienst getötet: So viele UNO-Blauhelme sind in den letzten Jahren durch Feindeinwirkung ums Leben gekommen.

Werden Blauhelme jetzt aggressiver? Der Chef der UNO-Blauhelme, Jean-Pierre Lacroix begrüsst Cruz' Papier: «Der Bericht ist überaus deutlich und direkt ausgefallen – doch genau das ist nötig.» Man sei grundsätzlich willens, die Empfehlungen umzusetzen. Damit werde nun begonnen.

Es herrscht keineswegs Einigkeit: Gewichtige Stimmen fordern allerdings, die UNO sollte sich bei Blauhelm-Einsätzen wieder stärker zurückhalten. Sie solle nur noch dort tätig werden, wo ein Konflikt bereits beendet sei und es primär darum gehe, den Frieden abzusichern. Andere hingegen fordern genau das Gegenteil: robustere Mandate für UNO-Blauhelme und ein aggressiveres Vorgehen gegen jene, die Friedenssoldaten und Zivilisten angreifen.

Was wird UNO-Chef Guterres tun? Noch lässt sich der UNO-Generalsekretär nicht in die Karten blicken. Klar scheint einzig: Weiter wie bisher ist angesichts der steigenden Zahl getöteter Blauhelme keine Option.

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