Schon seit 2011 zahlen die USA keine Beiträge an die Unesco mehr und haben deshalb ihr Stimmrecht verloren. Nun kehren sie auf Ende nächsten Jahres einer der wichtigsten UNO-Organisationen ganz den Rücken. Die israelische Regierung applaudiert und folgt dem US-Beispiel. In Washington und Jerusalem nimmt man eine anti-israelische Schlagseite der Unesco wahr. Nicht immer zu Unrecht.
Am Hauptsitz in Paris ist man wenig überrascht, jedoch enttäuscht, sagt Generaldirektorin Irina Bokova. Die USA seien wichtig für die Unesco, aber ebenso die Unesco für die USA. Bokova betont, ihre Organisation kämpfe für Ziele, die traditionell auch amerikanische Anliegen seien. Eine freiheitliche Kultur, freie Wissenschaften, ein offenes Bildungswesen oder Pressefreiheit.
USA wollen keinen Unesco-Chef aus Katar
Die Austrittsentscheidung beschleunigt hat wohl, dass zurzeit das Wahlprozedere für einen neuen Unesco-Generaldirektor läuft. Die Nase vorn hat ein Katarer. Das dürfte US-Präsident Donald Trump ärgern, hat er sich doch im Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Katar klar auf die saudische Seite geschlagen. Zudem werden gegen den Katarer Antisemitismus-Vorwürfe erhoben. Die Wahl könnte bereits heute erfolgen.
Nicht zuletzt westliche Regierungen kritisieren die US-Entscheidung. Denn Washingtons Abgang schwächt das westliche Lager, westliche Interessen und westliche Werte in der Unesco. Hingegen wächst nun markant der Einfluss ambitionierter und autoritär regierter Grossmächte wie Russland oder China, das zunehmend nach «Soft-Power» strebt. Man erlebte das im UNO-Menschenrechtsrat als die USA dort lange abseits standen. Die USA und Israel schaden also nicht zuletzt ihren eigenen Interessen.