Venezuela steckt in einer tiefen Krise. Und trotzdem heisst es wohl nun erst einmal: «Weiter so!». Wenn Präsident Maduro für Juni ankündigt, drei Nullen von den Geldscheinen zu streichen, ist das eher eine kosmetische Massnahme.
Dann kostet ein halbes Kilo Kaffee vielleicht nicht mehr mehrere Hunderttausend Bolivares. Aber, es ist reine Kosmetik – an den eigentlichen Problemen des Landes ändert es nichts. Der Internationale Währungsfonds hat für dieses Jahr in Venezuela eine Inflation von mehr als 13'000 Prozent vorausgesagt.
Möglicher Staatsbankrott droht
International war Nicolás Maduro ohnehin schon isoliert – diese Situation dürfte sich verstärken. Und es gibt keinen Anlass zur Hoffnung, dass die Regierung in Zukunft weniger hart gegen politische Gegner vorgehen wird. Das tut sie bereits seit einiger Zeit und zwar nicht nur gegen die Opposition, sondern auch gegen Kritiker aus den eigenen Reihen.
Wenn die USA nun weitere Sanktionen fordern, etwa gegen den Ölsektor, stellt sich allerdings die Frage, ob diese nicht nur die Not der Bevölkerung weiter verstärken. Ein möglicher Staatsbankrott hängt schon länger wie ein Damokles-Schwert über dem Land.
Von staatlicher Hilfe abhängig
Die Auswirkungen der Krise betreffen die gesamte Region. Allein in Kolumbien befinden sich derzeit, so Präsident Juan Manuel Santos, eine Million Venezolaner. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat einen Bedarf von mindestens 46 Millionen US-Dollar errechnet, um in den Zielländern der Emigranten grundlegende Hilfe zu leisten. Bisher sind nur sieben Prozent der benötigten Gelder gesichert.
Wie lange noch, fragen sich viele. So lange grosse Teile der Bevölkerung von staatlichen Hilfen abhängig sind, werden viele dieser Menschen Maduro die Stange halten. Und so lange die Opposition gespalten ist, kann sie wenig bewegen. Schon am Tag nach den Wahlen ist klar, dass der Streit weitergeht: Kandidat und Maduro-Herausforderer Henri Falcón beschwert sich über eine «verschenkte Chance», Maduro an den Urnen zu besiegen. Denn grosse Teile der Opposition hatten zu einem Boykott aufgerufen.
Gespaltene Opposition
Das Bündnis Frente Amplio wiederum wirft Falcón vor, durch seine Teilnahme an den Wahlen Maduro einen Gefallen getan zu haben, indem er die Wahlen legitimiert hat. Sie sind überzeugt: Alle Kandidaten hätten sich geschlossen zurückziehen müssen. Möglicherweise hätten beide Wege Erfolg haben können: Ein Boykott oder massive Stimmenabgabe für Falcón. Klar ist: Eine gespaltene Opposition erreicht nichts. Weder gestern, noch in der Zukunft.