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Nach dem Tod von Nahel M.: Krawalle in Lausanne und in Frankreich
Aus Tagesschau vom 02.07.2023.
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Verhaftungen in Lausanne Proteste wegen des Tods von Nahel M. erreichen die Schweiz

  • Die Proteste nach dem Tod eines Jugendlichen in Frankreich haben auch die Schweiz erreicht.
  • In Lausanne nahm die Polizei nach Ausschreitungen am Samstagabend sieben Jugendliche fest.
  • In Frankreich selbst kam es zum fünften Mal zu einer Protestnacht.
  • In der Stadt L’Haÿ-les-Roses wurde das Haus des Bürgermeisters, Vincent Jeanbrun, angegriffen.

Im Stadtzentrum von Lausanne hatten sich mehr als hundert Jugendliche versammelt – als Echo auf die Unruhen in Frankreich. Es kam laut einer Polizeimitteilung zu Sachbeschädigungen an Geschäften. So wurden mehrere Schaufenster zerschlagen, wie die Polizei der Stadt Lausanne auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Sonntagmorgen mitteilte. Die Eingangstür eines grossen Einzelhandelsgeschäfts sei zertrümmert worden.

Die meisten Verhafteten sind minderjährig

Die sieben festgenommenen Personen seien auf eine Polizeistation gebracht worden, hiess es weiter. Es handle sich um sechs Minderjährige im Alter von 15 bis 17 Jahren. Zudem nahm die Polizei einen 24-Jährigen fest.

Die Kriminalpolizei in Lausanne leitete unter der Leitung der Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt eine Untersuchung ein.

Vermummt und mit Pflastersteinen gegen Beamte

Rund 50 Beamte der Stadtpolizei Lausanne, der Kantonspolizei Waadt und umliegenden Gemeinden standen im Einsatz, wie es weiter hiess. Die Einsatzkräfte mussten mehrmals vermummte Jugendliche vertreiben, die sie mit Pflastersteinen bewarfen. Es sei auch ein Molotowcocktail gegen Polizisten geworfen worden.

Unter dem Hashtag #Lausanne kursieren zwei Videos, die die Ausschreitungen zeigen sollen. Auch RTS verbreitet auf ihrer Homepage die Videos.

Zu den Unruhen kam es gegen 20 Uhr nach Aufrufen in sozialen Medien. Die Lausanner Ordnungskräfte sehen in den Vorkommnissen «eine Nachahmung» der Ereignisse in Nanterre und der Krawalle, die in den letzten Nächten in mehreren französischen Städten wüteten.

«Es handelt sich um organisierte Versuche, Geschäfte zu plündern, die durch nichts zu entschuldigen sind», sagte Pierre-Antoine Hildbrand, der in Lausanne für die Polizei zuständige Stadtrat, gegenüber Keystone-SDA. Er verurteilte die Taten «aufs Schärfste». Der Stadtrat, der keinen Zusammenhang mit Demonstrationen herstellt, spricht von «wilder Kriminalität».

Etwas ruhigere Nacht in Frankreich

In Frankreich war es mittlerweile die fünfte Nacht infolge, in der es zu Protesten kam. Mülltonen wurden in Brand gesteckt und Geschäfte geplündert, trotzdem sprechen die französischen Medien von einer ruhigeren Nacht im Vergleich zu den vier Protestnächten zuvor.

Polizisten stehen auf einer Strasse
Legende: Erneut gingen zahlreiche Personen in grossen französischen Städten wie Marseille, Nizza, Lyon und Paris auf die Strassen. Keystone/Mohammed Badra

Das Innenministerium vermeldete am Morgen auf Twitter mindestens 719 Festnahmen. Die vorläufige Bilanz der Nacht zum Sonntag berichtete auch von 45 verletzten Polizisten.

Dank des Einsatzes von 45'000 Polizisten und Tausenden Feuerwehrleuten sei es eine «ruhigere Nacht» gewesen als am Vortag. Premierministerin Élisabeth Borne lobte auf Twitter die Einsatzkräfte. Angesichts der Gewalttätigkeiten zeigten sie einen beispielhaften Mut.

Angriff auf Haus eines Bürgermeisters bei Paris

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Im Aussenbezirk von Paris wurde in der Stadt L’Haÿ-les-Roses das Haus des Bürgermeisters, Vincent Jeanbrun, angegriffen. Aus seinem Umfeld hiess es, in der Nacht seien mehrere Personen mit einem Fahrzeug gewaltsam durch das Tor des Hauses eingedrungen. Sie hätten dieses Auto und das des Bürgermeisters sowie Mülleimer in Brand gesteckt.

Es gelang den Eindringlingen demnach nicht, das Haus zu betreten, aber sie seien der Frau und den beiden fünf und sieben Jahre alten Kindern des Bürgermeisters in ihren Garten hinter dem Haus gefolgt.

Die Familie habe sich auf das Nachbargrundstück retten können. Seine Frau und eines seiner Kinder hätten sich dabei verletzt, schrieb Jeanbrun auf Twitter. «Um 01:30 Uhr, als ich wie in den beiden Nächten zuvor im Rathaus war, überfielen die Leute mein Haus und legten dann ein Feuer, um mein Haus, in dem meine Frau und meine beiden kleinen Kinder schliefen, in Brand zu stecken.»

Laut Staatsanwaltschaft wurde eine Ermittlung wegen versuchten Mordes eingeleitet, bislang seien keine Verdächtigen festgenommen worden. In der im Département Val-de-Marne gelegenen Stadt war es auch in den vergangenen Nächten zu Krawallen gekommen.

Auf den Strassen wird protestiert, da ein Jugendlicher bei einer Kontrolle durch Schüsse eines Polizisten getötet wurde. Der Polizist sitzt in Untersuchungshaft.

Angesichts der anhaltenden Unruhen in Frankreich will Präsident Emmanuel Macron am Sonntagabend einen Lagebericht abgeben. Das teilte der Elysée-Palast laut der Nachrichtenagentur AFP mit. Zuletzt hatte sich Macron am Freitag dazu geäussert.

Grossmutter von Nahel fordert Ende der Unruhen

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Nach tagelangen Unruhen wegen des Todes des 17-jährigen Nahel bei einer Polizeikontrolle ruft dessen Grossmutter zur Ruhe auf. «Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich ‹Hört auf›. Sie haben Nahel als Vorwand genommen», sagte sie am Sonntag dem Fernsehsender BFMTV.

Sie sei zwar wütend auf den Beamten, der ihren Enkel erschossen habe, möchte aber nicht verallgemeinern. Er werde bestraft werden, wie jeder andere auch. «Ich habe Vertrauen in die Justiz.» Die Menschen sollten ruhig bleiben und nicht alles kaputt machen.

SRF 4 News, 02.07.2023, 03:00 Uhr;

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