Kokosnusseis, mit Elefanten bedruckte Pluderhosen, Mango Sticky Reis und Badeschlappen in der Form eines Fischs: Auf dem Chatuchak-Markt gibt es allerlei zu kaufen. Bangkoks Wochenendmarkt steht in jedem Reiseführer und ist auf den to-do-Listen vieler Touristen. An einem Stand verkauft Toy thailändische Kleider aus roher Baumwolle.
Chinesen seien in den vergangenen Jahren ihre besten Kunden gewesen, sagt sie: «Sie haben immer viel gekauft.» Doch vor gut einem Jahr seien sie plötzlich verschwunden und seither nicht mehr in derselben Zahl zurückgekehrt.
Thailand für Chinesen teurer als früher
Ähnlich klingt es auch an anderen Ständen. Zwar kommen nach wie vor die meisten Touristen aus China, aber dieses Jahr sind neun Prozent weniger Individualtouristen gekommen. Die Zahl der Gruppenreisen ist sogar um 40 Prozent eingebrochen.
Eine grosse Rolle spiele wohl der Handelskonflikt zwischen den USA und China, sagt Pornthip Hirunkate, Vizepräsidentin des Tourismusverbands von Thailand. Zudem habe die thailändische Währung Baht in letzter Zeit an Wert zugelegt. «Für die Chinesen sind Ferien in Thailand heute 20 Prozent teurer als noch vor kurzem.»
Schlechtes Image bei Chinesen nach Unfall
Zur schwächelnden chinesischen Wirtschaft kommt ein tragischer Unfall hinzu: Im Juli 2018 sank bei Phuket ein Boot mit 100 chinesischen Passagieren. Fast die Hälfte von ihnen ertrank. Die Videos, die die Überlebenden posteten, verbreiteten sich in Windeseile auf den sozialen Medien. Von diesem Tag an galt Thailand als unsicher.
Viele chinesische Touristen sagten daraufhin ihre Reise nach Thailand ab, Tausende von Hotelzimmern blieben leer. Für die thailändische Tourismusindustrie, die zehn Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, war dies ein herber Schlag.
Chinesen als Klumpenrisiko
In gewisser Weise sei ein solcher Einbruch früher oder später zu erwarten gewesen, sagt Bill Barnett, Direktor der Hotelberatungsfirma C9 Hotelworks. «Chinesen sind wegen ihrer grossen Zahl der Goldesel – aber es ist nie gut, sich nur auf eine einzige Zielgruppe auszurichten.»
Jetzt müssten sich die Hotelanbieter in Thailand etwas einfallen lassen und neue Produkte entwickeln. Thailand könnte sich laut Barnett etwa als Hochzeits-, Wellness- oder Sportdestination positionieren. «Die Ansprüche der Touristen verändern sich; und das Angebot muss sich dem anpassen.»
Eine Chance für die Tourismusbranche
Der thailändische Tourismusverband ermuntert deshalb die Tourismusbranche, kreativer zu sein und ihre Angebote spezieller zu gestalten. Touristikerin Hirunkate sagt, heute seien die Touristen nicht mehr zufrieden mit ein paar Selfies im Tempel. Sie wollten auch mit dem Mönch sprechen und vielleicht sogar meditieren.
Immerhin: Für Hirunkate könnte die aktuelle Krise auch ein Wendepunkt sein, eine Chance für Thailands Tourismus. «Wir müssen uns fragen: Wollen wir Masse oder Qualität?» Der Massentourismus habe die Strände und die Natur kaputt gemacht. Und man habe sich derart stark auf die Chinesen ausgerichtet, dass diese mit ihrer lauten Art die Europäer vertrieben hätten.
«All das müssen wir ändern», ist Hirunkate überzeugt. Das Ziel müsse sein, nicht mehr Touristen ins Land zu holen, sondern achtsamere, die mehr Geld hätten.