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Henriette Engbersen
Legende: Henriette Engbersen ist Grossbritannien-Korrespondentin von Fernsehen SRF in London. SRF

Wenn Politiker grabschen Michael Fallon: Nur ein Knie – oder mehr?

Britanniens Verteidigungsminister gesteht einen Übergriff auf eine Journalistin und tritt zurück. War das alles oder kommt noch mehr? Eine ominöse Liste der «Times» mit rund 40 weiteren Namen aus der Politik lässt letzteres vermuten, wie SRF-Korrespondentin Henriette Engbersen berichtet.

SRF News: Warum ist der britische Verteidigungsminister Michael Fallon ausgerechnet jetzt zurückgetreten?

Henriette Engbersen: Es ist hier der erste Rücktritt, wobei bereits seit Wochen über sexuelle Belästigung und Übergriffe diskutiert wird. Der Grund für diese Diskussionen heisst Harvey Weinstein, wird doch gegen den Hollywood-Produzenten auch in Grossbritannien ermittelt. Dieser Fall hat viele andere Frauen eben auch in anderen Branchen wie der Politik dazu ermutigt, ihre Geschichten zu erzählen.

Der Fall von Michael Fallon, dass er einer Journalistin mehrmals aufs Knie gelangt haben soll, ist zwar schon einige Zeit her und schon einige Zeit publik. Jetzt geht man hier aber davon aus, dass seit gestern vermutlich weitere Vorfälle von Fallon im Raum sind – dass Theresa May von weiteren schweren Vergehen Fallons erfahren hat und dass er deshalb jetzt zurückgetreten ist. Gesichert ist das noch nicht.

Fallon hat sich zumindest teilweise entschuldigt. War das überzeugend?

Es hat überzeugend gewirkt beim Interview. Doch die Fragebleibt: Geht es hier wirklich nur um diesen einen Vorfall oder gibt es bald weitere Vergehen, die noch publik werden?

Die renommierte Zeitung «Times» rechnet mit weiteren Fällen. Ist da mehr?

Es zirkuliert eine Liste mit rund 40 Namen, die aber mit Vorsicht zu geniessen ist. Es würde aber nicht erstaunen, wenn hier weitere Rücktritte folgen. Es betrifft zudem nicht nur die konservativen Tories, sondern auch die Labour-Partei.

Hat die britische Politik also ein grösseres Problem?

Man kann hier nicht sagen, dass es nur die britische Politik betrifft. Zu denken ist etwa an den französischen Ex-IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn vor einigen Jahren. Da war auch der Fall eines einzelnen Politikers der Start für eine ganze Debatte rund um das Verhalten von Politikern gegenüber Frauen.

Mit dem Rücktritt verliert May einen Verbündeten. Wirkt sich das aus?

May wird das politisch eindeutig merken. Er war ein Verbündeter in ihrem Kabinett, wo es im Moment nicht einfach ist. Immer wieder gibt es Schlagzeilen über mangelnde Einigkeit beim Brexit-Kurs. Fallon war in der instabilen Situation quasi ein sicherer Wert für May. Er hat immer zu ihr gestanden und war sehr loyal. Damit wird es nicht einfacher für May.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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