Grosse Klappe und komische Frisur – das sind die Markenzeichen von Donald Trump. Er selbst legt aber gesteigerten Wert darauf, dass ihn vor allem sein enormer Reichtum auszeichnet und im Wahlkampf von anderen Kandidaten abhebt. Sein Vermögen mache ihn unabhängig vom «Big Money» der Lobbyisten, sagt der Immobilien-Tycoon, TV-Star und US-Präsidentschaftsbewerber.
Sie versuchen, mich so arm wie möglich zu machen.
Doch nicht alle wollen die angebliche Höhe seines Geldberges anerkennen, weshalb sich «The Donald» unfair behandelt fühlt. Sein Vermögen werde zu Unrecht klein geredet. Stein des Anstosses: Das vielbeachtete Milliardärs-Ranking des US-Wirtschaftsmagazins «Forbes». Hier werden die Reichsten der Superreichen Amerikas und der Welt auf Basis eines aufwendigen Schätzverfahrens aufgeführt. In der neusten, am Dienstag veröffentlichen Liste wird Trump auf 4,5 Milliarden Dollar geschätzt und belegt damit global «nur» Platz 324. Damit hat er sich zwar zum Vorjahr um 81 Plätze verbessert. Doch der extrovertierte Superreiche sieht sich trotzdem massiv unterschätzt.
Trump, der im Wahlkampf verspricht, die Vereinigten Staaten als unabhängiger Gegenentwurf zum Mainstream «wieder grossartig» zu machen, gibt sein Vermögen mehr als doppelt so hoch an wie «Forbes».
Über zehn Milliarden Dollar sei er schwer, liess der 69-Jährige ausrichten. «Sie versuchen, mich so arm wie möglich zu machen», wetterte Trump. Forbes sei ein bankrottes Magazin, das nicht wisse, wovon es rede.
Kommt es bei einem solchen Reichtum überhaupt auf ein paar Milliarden mehr oder weniger an? Für Trump offenbar schon. «Ich bewerbe mich als Präsident. Ich sehe mit zehn Milliarden deutlich besser aus als mit vier», beschwerte sich er sich, nachdem die Liste der reichsten US-Milliardäre im Herbst aktualisiert wurde.
Gewiss erklären sich Trumps Popularität und Umfragewerte nicht allein durch schrille, umstrittene Versprechen wie einem Mauerbau zur Abwehr von Einwanderern an der Grenze zu Mexiko oder Flächen-Bombardements gegen Terroristen.
Reichtum als Wahlkampf-Thema
Bei vielen Amerikanern, denen der Politikbetrieb korrumpiert erscheint, findet der Hardliner Anklang, weil er angeblich nicht auf Spenden angewiesen ist und somit auch keinen Geldgebern Gefälligkeiten schuldet. Doch an seinem zentralen Argument, im Gegensatz zu Mitbewerbern, die am Tropf von Grosskonzernen und der Wall Street hingen, könne er seine Kampagne aus eigener Tasche zahlen, rütteln die «Forbes»-Zahlen ohnehin nicht. Dafür dürfte das Geld so oder so reichen.
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«Um die Vermögen der Milliardäre zu schätzen, bewerten wir ihre Beteiligungen an Unternehmen, Immobilien, Yachten, Kunst und Barmittel und ziehen die Schulden ab», erläutert «Forbes»-Redaktorin Kerry Dolan.
Unterschiedliche Kooperationsbereitschaft
Einen Anspruch auf volle Genauigkeit gebe es nicht, weil viele Zahlen aus öffentlichen Quellen stammten, und nicht alle Reichen kooperierten. Allerdings betreibe das Magazin mit mehr als 50 Reportern einen grossen Aufwand.
Zumindest in Trumps Fall gibt es eine recht simple Erklärung für die grosse Lücke zwischen «Forbes»- und Selbstschätzung. Der Milliardär wirft nämlich seinen «guten» Namen in die Waagschale.
Der hohe Wert der Marke «Trump» werde bei «Forbes» nicht anerkannt. Stimmt: «Wir berücksichtigen Markenwerte erst, wenn ein Weg gefunden wurde, sie auch wirklich zu Geld zu machen», verteidigt sich das Magazin. Abgesehen davon, dass sich über die Qualität von Namen streiten lässt, sieht es auch die Konkurrenz so: Der Finanzdienst Bloomberg taxierte Trump 2015 lediglich auf 2,9 Milliarden Dollar.