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Helvetas in Erdbebengebiet Wiederaufbau in Nepal: «Es ist höchst frustrierend»

Nepal leidet zwei Jahre nach dem starken Erdbeben noch immer. Eine Hilfsorganisation, die die Menschen in Nepal finanziell unterstützt, ist die Helvetas. Ihre Arbeit geht aber nur schleppend voran. Der Grund: Die nationale Wiederaufbaubehörde in dem Land.

Nepal leidet auch zwei Jahre nach dem starken Erdbeben. Damals sind fast 9000 Menschen ums Leben gekommen, mehr als eine halbe Million Häuser wurden zerstört.

Eine Hilfsorganisation, welche die Menschen vor Ort finanziell unterstützt, ist die Schweiz Helvetas. Ihre Arbeit geht aber nur schleppend voran.

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Legende: ZVG

Franz Gähwiler ist Programmkoordinator für Nepal beim Schweizer Hilfswerk Helvetas.

SRF: Warum geht es beim Häuser-Wiederaufbau in Nepal so schleppend vorwärts?

Franz Gähwiler: Der Hauptgrund dafür sind administrative Probleme in der Inspektion des Baufortschritts der Häuser durch die Angestellten der nationalen Wiederaufbaubehörde.

Die Regierung in Nepal war schon vor dem Erdbeben nicht die effizienteste.
Autor: Franz Gähwiler

Der Baufortschritt muss jeweils zweimal überprüft werden, damit die Familien die Hilfszahlungen bekommen dürfen. Ist die entsprechende Bauetappe erreicht, dauert es allerdings Wochen bis Monate, bis die Bauabnahmen endlich gemacht, die entsprechenden Papiere unterzeichnet sind, damit das Geld ausbezahlt werden kann.

Wieso fehlen diese Unterschriften, weshalb macht diese Behörde nicht vorwärts?

Die Regierung in Nepal war schon vor dem Erdbeben nicht die effizienteste. Das setzt sich nach dem Erdbeben fort. Wahrscheinlich kommen auch noch Praktiken zum Tragen, die mit Korruption umschrieben werden können. Tatsächlich hat Helvetas die Abnahmen gemacht, wir wären bereit das Geld zu überweisen. Leider fehlen aber immer noch einige Unterschriften von Vertretern der Behörde.

Wie gehen Sie als Hilfsorganisation damit um?

Das ist sehr frustrierend. Die Familien, die ihre Häuser wieder aufgebaut haben, mussten zuerst das Geld vorschiessen. Sie warten dann monatelang, bis das Geld eintrifft – auch von uns.

Den Leuten steht das Wasser bis zum Hals.

Das ist das, was uns emotional so beschäftigt. Die Menschen erhalten das Geld nicht, das sie unbedingt brauchen, um die Arbeiter und Materialien zu bezahlen.

Wie geht die Bevölkerung damit um?

Wahrscheinlich ähnlich, wie sich auch eine Schweizer Familie in der gleichen Situation verhalten würde: Sie sind unseren Mitarbeitern gegenüber sehr ungehalten. Es werden nicht mehr sehr schöne Worte gebraucht. Den Leuten steht das Wasser bis zum Hals. Auch wir sind alles andere als glücklich darüber. Wir versuchen zwar beruhigend auf die Leute einzuwirken. Das hat aber seine Grenzen.

Nun war am Sonntag der erste Teil der Gemeindewahlen, die erstmals seit 20 Jahren stattgefunden haben. Hat das einen Einfluss auf den Wiederaufbau?

Einen kleinen. Es gibt wegen der Wahlen zusätzliche Verzögerungen. Im Moment steht aber für ein paar Tage alles still. Zumindest aber der Wahlkampf hat dazu beigetragen, dass bei den Menschen wieder die Hoffnung entstanden ist, in Nepal passiere nach den Wahlen etwas. Auch, dass Regierungsvertreter, die näher bei der Bevölkerung sind, ihr Rechenschaft schuldet und dass die Menschen mit ihrem Wahlzettel tatsächlich direkt darauf Einfluss nehmen können. Das sehe ich eher als eine positive Entwicklung.

Sie gehen also davon aus, dass der Wiederaufbau nun beschleunigt wird?

Das ist meine Hoffnung. Ich habe allerdings schon einige Male gehofft und wurde dann enttäuscht. Bei mir ist das ein Jojo-Effekt zwischen Enthusiasmus, hoffnungsvoll vorwärts blickend zu frustriert, an administrativen Schwierigkeiten nagend.

Das Gespräch führte Noëmi Ackermann.

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