Die letzten Wochen waren intensiv, gerade auch für das Pflegefachpersonal. Miriam Rittmann, wie haben Sie diese Wochen erlebt?
Miriam Rittmann: Für die Pflegefachleute war es eine herausfordernde Zeit. Wir wurden mit einem Virus konfrontiert, das man nicht kennt. Erschwerend hinzu kamen die Komplikationen rund um das Schutzmaterial, das nicht überall ausreichend vorhanden war. Wir als Verband hatten auch arbeitsrechtliche Fragen zu klären. Hier ging es insbesondere um die Arbeitszeiten. Seitens der Bevölkerung erfuhren die Pflegefachleute viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Das war wunderbar. Es hat uns motiviert.
Wie hat das Coronavirus die Arbeit verändert?
Die Pflege war schon vor Corona eine anspruchsvolle Arbeit. Es wird eine hohe Fachkompetenz erwartet – und das hat sich jetzt noch akzentuiert. Auch den Pflegenotstand hatten wir schon vor der Coronakrise und gerade in Randregionen hätten wir ohne ausländisches Personal die anfallende Arbeiten nicht erledigen können. Covid-19 hat das verstärkt ans Licht gebracht.
Die Bevölkerung hat ihnen applaudiert. Reicht das Ihnen?
Der Applaus war ein wichtiges Zeichen der Bevölkerung. Von der Bevölkerung haben wir die Unterstützung und Wertschätzung unserer Arbeit aber auch vorher immer gespürt. Jetzt müssen unsere politischen Forderungen genau so Gehör finden. Die Politik muss sich hinter unsere Forderungen stellen, sehen, dass diese Hand und Fuss haben.
Was fordern Sie?
Es sind drei Forderungen: Genug Personal in den Pflegeberufen. Genug Zeit, damit wir uns gut um die Patientinnen und Patienten kümmern können. Und Rahmenbedingen, die so gut sind, dass die Leute auch im Pflegeberuf bleiben. Heute steigen 46 Prozent nach einer gewissen Zeit wieder aus. Die meisten geben als Grund emotionale Erschöpfung an. Das zeigt, wie anspruchsvoll die Arbeit ist – und wie wichtig eben gute Rahmenbedingungen sind.
Hat sich das Bild des Pflegepersonals in der Öffentlichkeit verändert in den letzten zwei Monaten?
Ich glaube, es wurde deutlich erkennbar, dass es in Situationen wie dieser ohne uns nicht geht.
Zusammenfassung des Audio-Interviews. Das Gespräch führte Anna Hug.