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Heidi Joos und Norbert Galster.
Legende: Heidi Joos und Norbert Galster diskutieren über die Stellensuche im Alter. SRF/Christian Oechslin

Jobsuche ab 50 «Ich habe bei 200 Bewerbungen aufgehört zu zählen»

An der Zuger Jobmesse treffen Stellensuchende auf Stellenvermittlungsunternehmen. Bis zu 500 Personen nehmen jeweils daran teil. Dabei zeigt sich: Besonders für Arbeitnehmende ab 50 Jahren wird die Jobsuche zunehmend schwieriger.

Die Zuger Jobmesse

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Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) des Kantons Zug lud in Zusammenarbeit mit privaten Stellenvermittlungsunternehmen, Institutionen und Referenten zur fünften Zuger Jobmesse ein. 400 bis 500 Stellensuchende nahmen das Angebot wahr. 16 Aussteller und Anbieter präsentierten sich in diesem Rahmen.

Seit gut zwei Jahren ist Norbert Galster ohne Job. In dieser Zeit hat der 56-jährige, studierte Chemie-Ingenieur Bewerbung um Bewerbung geschrieben. «Ich habe bei 200 Bewerbungen aufgehört, zu zählen», sagt Norbert Galster gegenüber Radio SRF.

Er arbeitete als Manager bei Zulieferfirmen für die Elektronikindustrie. Nachdem zuerst die Produktion zunehmend nach Asien verlagert worden war, war dann auch die Entwicklungsabteilung seiner Unternehmung betroffen.

Frustrierend an der Jobsuche sei vor allem die Tatsache, dass er auf viele seiner Bewerbungen nur standardisierte Absagebriefe erhalte. Wenn man, wie er, 56-jährig sei, habe man automatisch einen riesigen Nachteil: «Der entpersonalisierte Bewerbungsprozess läuft sehr stark über Algorithmen.» Da sei man automatisch draussen.

«Diskriminierung ab 45»

Diese Entwicklung beobachtet man bei «Avernir50plus» mit Sorgen. Der Verband setzt sich für ältere Arbeitslose ein. Für die Geschäftsführerin Heidi Joos sind in erster Linie die Arbeitgeber in der Pflicht: «Man muss sie erinnern, dass wir einen Gesellschaftsvertag abgemacht haben und auch ältere Arbeitnehmer berücksichtigt werden müssen.»

Es könne nicht sein, dass Leute bereits mit 45 Jahren diskriminiert würden. Vielfach bekomme sie von Arbeitgebern folgende Frage zu hören: «Warum soll ich einem Ingenieur 140‘000 Franken zahlen, wenn ich für 80‘000 Franken eine Person im Ausland rekrutieren kann?» Das sei auf dem Arbeitsmarkt die Realität.

Darum setze sich der Verband in Bundesbern für Änderungen ein. Unter anderem deponierte der Verband beim Bundesrat die Forderung nach einem Gesetz, das die Diskriminierung von älteren Stellensuchenden verbiete.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17.30 Uhr

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