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Jodlerfest in Horw «Beim Gedanken ans Jodlerfest bekomme ich vor Angst Gänsehaut»

Tausende Jodlerinnen und Jodler messen sich in den nächsten Tagen in Horw. Eine von ihnen: die 17-jährige Flurina Ott.

Mit zitternden Händen rollt Flurina Ott den Guetzliteig aus. Die 17-jährige Lehrtocher einer Bäckerei in Einsiedeln wird nur schon beim Gedanken an den kommenden Samstag nervös. Sie jodelt zwar schon seit über zehn Jahren, doch am Zentralschweizerischen Jodlerfest in Horw wird sie zum ersten Mal alleine auf der Bühne stehen. «Ich kriege Hühnerhaut, wenn ich daran denke», meint sie und schiebt die Bäckerhaube zurecht, unter der sie eine blonde Zopffrisur versteckt.

Alleine vor hundert Zuschauern

Vom 28. bis 30. Juni treffen sich in Horw bis zu 60'000 Jodelfans. An verschiedenen Standorten hören sie dem Vorsingen der rund 3000 angemeldeten Jodlerinnen und Jodler zu. Pro Konzert hören also mindestens 100 Menschen zu. «Mittlerweile frage ich mich auch, weshalb ich mir das antue», sagt Flurina Ott unsicher. Sie habe sich etwas beweisen wollen: «Ich ärgere mich immer, dass ich erst zu singen beginne, wenn andere bereits angefangen haben. Das soll sich ändern und in Horw kann ich einen Anfang machen.»

Bis jetzt hatte sie immer in Formationen gejodelt. Zum Beispiel mit drei Kolleginnen im Quartett «Stichfest». Die vier musizieren seit Jahren zusammen, auch wenn sie sich selten treffen. «Wenn wir uns dann sehen, ist es jeweils ein Gaudi.»

Ein traditioneller Juchzer von 1936

Neben Jodel höre sie eigentlich nur eine einzige andere Musikrichtung: Ländler. Ihr Vater baut Schwyzerörgeli und Zuhause habe man halt nur Volksmusik gehört. «Ich mag das Tänzige», meint Flurina Ott. «An der Berufsschule denken sie deswegen ich sei ein Bauer vom hinterletzten Kaff – dabei stimmt das gar nicht», empört sie sich und muss lachen.

Sie wohnt in Unteriberg im Kanton Schwyz, für die nächsten Tage reist sie jedoch nach Horw – eben ans Jodlerfest. Flurina Ott weiss auch schon, was sie vortragen wird: «Ein Muotathaler Naturjuchzer, den ich auf einer 80 Jahre alten Aufnahme gehört habe.» Früher habe man anders gejodelt. «In unseren Ohren klingt es vielleicht etwas schief, doch auf seine Art stimmt es eben auch. Es klingt irgendwie ehrlich.»

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