«Brig wird Universitätsstadt»: So titelte der «Walliser Bote» 1998 anlässlich der Lancierung des ersten Semesters der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) stolz. Es war der Start einer Erfolgsgeschichte, die heuer ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert. Die Idee des Fernstudiums brachte damals der Walliser Kurt Grünwald in die Schweiz.
SRF News: Kurt Grünwald, was hat Sie vor über 20 Jahren zur Lancierung des Fernstudiums bewogen?
Kurt Grünwald: Als ich 1991 die Hochschullandschaft der Schweiz betrachtete, empfand ich die Strukturen als veraltet, zu sehr «mainstream», durchgehend uniform. Ich wollte den Rahmen, in dem die Hochschulen sich befanden, mit spannenden und zeitgemässen Angeboten sprengen.
Warum kam die Initiative gerade aus dem Wallis?
Das Wallis hat sich angeboten, weil es im Kanton damals keine klassischen Hochschulstrukturen gab. Da keine Konkurrenzierung drohte, war die Akzeptanz von Anfang an gross, etwas Innovatives zu machen. Und zum anderen bin ich im Wallis aufgewachsen, hier ist mein Lebensmittelpunkt.
Dann stiessen Sie mit Ihrem Vorhaben auf offene Ohren?
Nein, einfach war es nicht. Auch wenn die Initiative im Wallis gut angenommen wurde, war es gesamtschweizerisch gesehen ein Kampf. Von Anfang an war das Konzept darauf ausgerichtet, die gesamte deutschsprachige Schweiz mit einem alternativen Studienangebot zu bereichern. Ausserhalb der Kantonsgrenzen stiess ich auf enormen Widerstand.
Ausserhalb der Kantonsgrenzen stiess ich auf enormen Widerstand.
Sie müssen sich vorstellen, dass die FFHS 1998 mit knapp 25 Studierenden gestartet ist. Viele Zweifler traten auf. Erreichen wir eine kritische Masse? Braucht es dieses Modell wirklich?
Die FFHS hat sich weiterentwickelt. Aktuell gibt es über 2300 Studierende. Was ist das Erfolgsrezept?
Damals lernte man im Fernstudium auf Papier, der Stoff wurde mittels Studienbriefen nach Hause geschickt. Was dann folgte, war ein regelrechter Boom. Mit dem Aufkommen des Computers und des Internets entsprach das Angebot genau dem Zeitgeist. Mit der zunehmenden Digitalisierung stieg die zeitliche und örtliche Flexibilität.
Wie stark wird die FFHS weiterwachsen?
Aufgrund der demografischen Entwicklung stossen wir mit dem jetzigen Angebot an eine Grenze. Wachstumspotenzial sehe ich in der Weiterbildung. Der Trend geht in Richtung massgeschneiderte Weiterbildung, sozusagen «on demand», in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Zudem investieren wir nun am Standort Brig in Forschung und Lehre. Dort wird ein neuer Hochschulcampus entstehen.
Das Gespräch führte Anna-Lisa Achtermann.