Er ist quasi das Herzstück jedes Schwingfestes: Der Brunnen. Für den Brunnen am Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfest 2020 im August in Appenzell haben sich die Verantwortlichen etwas Spezielles ausgedacht: Der Brunnen soll aus einem einzigen Stück Holz sein – genauer gesagt aus einem rund 170-jährigen Fichtenstamm mit einer speziellen Astgabelung.
Zurzeit steht der über vier Meter lange und am Schluss rund eine halbe Tonne schwere Holzstamm, aus dem dereinst der fertige Brunnen wird, in einer Zimmerei in Eggerstanden AI. «Ich habe ein ganzes Jahr lang nach diesem perfekten Baum für den EJSF-Brunnen gesucht», sagt Walter Koller. Der Revierförster von Appenzell Innerrhoden ist einer von vier Männern, die am Brunnen arbeiten. Gefunden hat er ihn an einer abgelegenen Stelle zwischen Kronberg und Säntis. Mit einem Spezialhelikopter wurde er ins Tal transportiert.
Besonders wichtig war Walter Koller, dass der Baum eine spezielle Astgabelung hat, aus der sich ein Röhrenstock fertigen lässt. Um das Loch dafür zu bohren hat der Kunsthandwerker Martin Fuchs, der Tüftler im Team, eigens eine spezielle Bohrvorrichtung entwickelt, mit der schräg durch die Astgabelung gebohrt werden kann.
Am Freitag wurden die letzten zehn Zentimeter für das Loch gebohrt, was auch geklappt hat, wenn auch erst nach einigen Anläufen. «Ich war schon etwas nervös», gibt Martin Fuchs zu. Nun sei er aber zusammen mit seinen drei anderen «Tüftlern» umso glücklicher.
Aber weshalb eigentlich dieser grosse Aufwand mit hunderten von Freiwilligenstunden für «nur» einen Schwingfest-Brunnen? «Das ist eine einmalige Sache für Appenzell und den Eidgenössischen Schwingerverband, und dafür ist uns kein Aufwand zu gross», betont der OK-Chef des Schwingfestes, Reto Mock.
Der Brunnen wird nun in der Zimmerei in Eggerstanden fertiggestellt, damit er dann im August in der Schwingarena bestaunt werden kann. Aber eines ist für Förster Walter Koller auch klar: «Wir werden ihn weder mit Schnitzereien verzieren, noch mit Farbe oder Lack bearbeiten. Es soll eine Naturschönheit bleiben.»
Übrigens: Nach dem Schwingfest geht der Brunnen als «Schönschwinger-Preis» an den Schwinger, der am schönsten geschwungen hat – oder er kriegt den erzielten Erlös aus der Versteigerung des Brunnens.