Lengnau und Endingen sind bekannt als Judendörfer im Aargau. Hier haben Juden und Christen im Aargauer Surbtal nebeneinander gelebt. Ab dem 18. Jahrhundert durften Juden in der Schweiz bis 1866 nur in diesen beiden Dörfern leben. Die Synagogen erinnern an diese Zeit, auch die Doppeltüren an den Häusern, eine für Christen, eine für Juden.
Damals gab es viele Bar Mitzwen und Bat Mitzwen, Mündigkeitsfeiern für Jungen und Mädchen. Heute finden diese meist in den Zentren statt, weil viele Juden aus dem Surbtal weggezogen sind.
Nun wurde seit 57 erstmals wieder im Aargau eine Bar Mitzwa gefeiert. Naftali Krammer wurde am Donnerstag in der Synagoge Endingen vom Jungen zum Mann. Sein Grossvater war der letzte, der im Aargau damals eine Bar Mitzwa feierte.
Meist wird in Zürich gefeiert
Oft finden die Feiern unterdessen in Zürich statt. Hier hat es eine grössere jüdische Gemeinschaft. An diesem Morgen nun wurde aber nicht in Zürich, sondern in Endingen gefeiert. An der gleichen Stelle, wo vor 57 Jahren Naftalis Grossvater seine Bar Mitzwa gefeiert hatte.
Die Männer finden sich in der Synagoge Endingen für den Gottesdienst zum Gebet ein. Die Frauen sitzen auf der Empore und verfolgen die Feier. Als Naftalis Grossvater die Tora holt, die heilige Schrift, geht das Treiben so richtig los. Der grosse Auftritt des 13-Jährigen folgt. Zum ersten Mal darf er aus der heiligen Schrift vorlesen.
Nach dem Gottesdienst gibt es einen Brunch im Altersheim in Lengnau, welches die Eltern von Naftali leiten. Dort stehen auch einige Ansprachen an. Und alle sind sich einig: Sie sind stolz auf Naftali und freuen sich über die erste Bar Mitzwa im Aargau seit 57 Jahren.