Das Heimatmuseum in Aarburg zeigt aktuell die Sonderausstellung «125 Jahre Jugendheim Aarburg». Das Herzstück der Ausstellung ist eine nachgebaute Zelle. «Genau so hat es vor 125 Jahren ausgesehen, als die ersten Jugendlichen auf die Festung kamen», erzählt Michel Spiess. Er ist Konservator des Museums. Die Zelle ist eng und nur mit dem Nötigsten eingerichtet.
Vor dem Jugendheim war die Festung ein Gefängnis. Unter den Kriminellen habe es einen zweifelhaften Ruf gehabt, so Spiess: «Die Ganoven haben sich zugeflüstert, es sei schwieriger in das Gefängnis zu kommen als hinaus. Ausbrüchen waren an der Tagesordnung.» Einer der bekanntesten Insassen war der Aargauer Meisterdieb und Ausbrecherkönig Bernhard Matter - auch ihm gelang die Flucht.
1893 wurde aus dem Gefängnis ein Jugendheim. Der Grund: Im 19. Jahrhundert sei die Jugendkriminalität stark angestiegen. Die Leute waren arm, gleichzeitig sei die Kindersterblichkeit gesunken. «Viele Familien konnten ihre Kinder nicht mehr ernähren und haben sie deshalb aus dem Haus gejagt. Daraufhin gab es kriminelle Kinderbanden, die geklaut haben wie Elstern», erzählt Michel Spiess, Konservator des Heimatmuseum in Aarburg.
In den 125 Jahren habe sich das Jugendheim stark verändert. Am Anfang glich es noch einem Gefängnis, heute sei es ein modernes Jugendheim. Den Jugendlichen steht auch ein Freizeitangebot zur Verfügung, sie können auch eine Lehre zum Beispiel als Maurer oder Koch machen und sie werden professionell betreut. «Es gab ein Umdenken. An der Festung kann man sehr gut den gesellschaftlichen Wandel erkennen.»
Neben einem Überblick über die Geschichte des Jugendheims in Aarburg und der nachgebauten Gefängniszelle, sind in der Sonderausstellung auch viele Gegenstände aus dem Heim zu finden. Unter anderem sind Gegenstände ausgestellt, die man von den Jugendlichen über die Jahre hinweg konfisziert hat. Unter den Gegenständen befinden sich selbstgemachte Waffen und Tätowiermaschinen.
Das Jugendheim hat sich stark gewandelt, eines ist jedoch geblieben: Ausbrüche sind weiter ein Thema in Aarburg. Vor etwas mehr als zwei Jahren waren zum Beispiel drei Jugendliche aus dem Jugendheim ausgebrochen. Daraufhin hat die Politik gefordert, dass das Jugendheim ausbruchsicherer wird.
Die Zukunft des Jugendheims ist ungewiss. Aktuell hat die Aargauer Regierung einer Firma den Auftrag gegeben zu überprüfen, ob es das Jugendheim noch braucht und ob es auf der Festung bleiben soll. Die Resultate dieser Überprüfung sollen im Sommer vorliegen.