- Ein zentraler Punkt im neuen Parteiprogramm der Jungen CVP Aargau ist die Abschaffung der staatlichen Ehe.
- Die Heirat auf dem Standesamt soll ersetzt werden durch einen zivilen Solidaritätspakt. Homosexuelle bzw. lesbische Beziehungen sollen der Beziehung Frau-Mann in allen Belangen gleichgestellt sein.
- Die Junge CVP Aargau will auch die allgemeine Wehrpflicht abschaffen und durch einen für Männer und Frauen obligatorischen Dienst an der Gesellschaft ersetzen.
Die Junge CVP Aargau hat am Mittwoch ein neues Parteiprogramm verabschiedet. Es hat den Titel «Für eine junge und moderne Mitte». Zentraler Punkt des Programms: Der Staat dürfe in Zukunft nicht mehr eine bestimmte Art von Beziehung (Mann-Frau) privilegieren, sondern solle alle Arten von Beziehungen komplett gleich behandeln.
Michael Kaufmann, Präsident der Jungen CVP Aargau: «Auf dem Standesamt soll man nur noch einen zivilen Solidaritätspakt abschliessen. Wer findet, die Ehe soll zwischen Mann und Frau sein, soll das noch in der Kirche bezeugen können.»
Die rechtliche Diskriminierung solle abgeschafft werden. Heisst das denn, die Junge CVP fordert die totale Gleichberechtigung aller Beziehungsformen, auch in Erbschafts- und Adoptionsfragen? Der Parteipräsident: «Ja, das wollen wir, inklusive Volladoption.»
Obligatorischer Dienst für Mann und Frau
Auch beim Militärdienst hat die Junge CVP des Kantons Aargau klare Vorstellungen. Sie will die allgemeine Wehrpflicht abschaffen bzw. vollständige Wahlfreiheit gewähren zwischen Militärdienst und Zivildienst. Den Zivildienst verstehen die jungen CVP-ler als Dienst an der Gesellschaft in den verschiedensten Bereichen. Auch der Einsatz für die Feuerwehr könnte dazugehören. Und die Pflicht für den neuen Gemeindienst solle auch für Frauen gelten.
Die Junge CVP des Aargaus teilt weiter mit, dass sie laut ihrem neuen Parteiprogramm «gegen das Verbot religiöser Kleider an Schulen» sei. Im Klartext: Die Junge CVP ist gegen Verbote von Kopftüchern an Schulen. Präsident Michael Kaufmann sagt, Mädchen aus Kulturkreisen, in denen das Kopftuch aus religiösen Gründen zur Bekleidung gehört, könnten durch ein Verbot in der Schule unter Druck kommen. Davon wolle man sie befreien, indem Kopftücher an Schulen generell erlaubt sein sollen.
Andere Ansichten als die Mutterpartei
Zwischen den neuen Positionen der Jungen CVP Aargau und den Standpunkten der Mutterpartei liegen Welten. Die CVP Aargau ist für die Wehrpflicht; von ihr hat man noch nie gehört, dass sie die staatliche Ehe abschaffen will, und die Präsidentin der CVP Aargau hat sich in letzter Zeit immer wieder mit der Forderung profiliert, an den Schulen ein allgemeines Kopftuchverbot zu erlassen.
Probt die Junge CVP Aargau hier den Aufstand gegen die Mutterpartei? Präsident Michael Kaufmann: «Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht wie ein Angriff. Aber ich glaube, gerade in einer CVP darf man verschiedene Meinungen äussern. Wichtig ist, dass man am Schluss einen Kompromiss findet.»